Streik bei VW-Mexiko beendet

ArbeiterInnen setzen Gewerkschaftsführung ab / Bilanz des Streiks: 65 Festnahmen und viele Verletzte  ■  Aus Mexiko-Stadt Reimar Paul

Die außerordentliche Gewerkschaftsversammlung im mexikanischen VW-Werk Puebla hat am Donnerstag die Führung der Gewerkschaft abgesetzt und den viertägigen „wilden Streik“ beendet. Das bisherige Exekutiv-Komitee um den Präsidenten Rodolfo Contreras Duran wurde abgelöst und durch einen Interimsvorstand ersetzt. Im Verlauf des Ausstandes war es mehrfach zu harten Auseinandersetzungen zwischen demonstrierenden ArbeiterInnen und der Polizei gekommen. Dabei wurden 65 Personen festgenommen und eine unbekannte Anzahl zum Teil schwer verletzt.

Der jetzt offen ausgebrochene Konflikt in der „Unabhängigen Gewerkschaft der Volkswagen-Arbeiter“, die nicht Mitglied in der regierungstreuen „Konföderation mexikanischer Arbeiter“ (CTM) ist, schwelt schon länger. Die meisten der 8.300 organisierten KollegInnen werfen der Führungsgruppe um Contreras seit den Massenentlassungen von 1.200 Beschäftigten in diesem Sommer „Kollaboration“ mit der Firmenleitung und „Verrat“ von Arbeiterinteressen vor.

Mit dem am vergangenen Sonntag beschlossenen und mit der Montagsfrühschicht begonnenen Streik sollte nicht nur der Rücktritt Contreras‘, sondern auch der Abzug der seit Wochen auf dem Firmengelände stationierten Polizeieinheiten erreicht werden. Auf der turbulenten Vollversammlung am Donnerstag präsentierten mehrere Redner ihre Verletzungen, die sie am Vortag bei einem Polizeieinsatz zur Räumung einer Schnellstraße bekommen hatten.

Der Interimsvorstand wurde beauftragt, innerhalb von zwei Monaten Wahlen zur Neubesetzung der gewerkschaftlichen Gremien anzusetzen. Am Abend machten sich mehrere tausend ArbeiterInnen aus Puebla auf den Weg in die Hauptstadt, um mit einer Kundgebung vor dem Arbeitsministerium die Regierung von der Absetzung der Contreras-Gruppe in Kenntnis zu setzen.