Bonn verneigt sich

Bonn (taz) - Der Tod von Franz-Josef Strauß hat gestern der Bundesregierung die Sprache verschlagen. Drei Minuten dauerte die Pressekonferenz, in der Regierungssprecher Schmülling erstens „tiefe Erschütterung“, zweitens „Trauer mit der Familie“ und drittens mitteilte, daß Kohl Canberra noch anfliegen, dann aber sofort gen Bonn wieder abheben werde. In den Koalitionsparteien indes galt das Mitgefühl nicht nur der Familie, sondern gleichermaßen „dem Freistaat Bayern und der CSU“ (Geißler).

Die Bonner politische Würdigung eines der „großen Baumeister der Bundesrepublik“ (Dregger) fiel rundum positiv aus. Dabei begrub insbesondere die von Strauß arg gebeutelte FDP jeden Sinn für Realität. Nach den Worten ihres Generalsekretärs Helmut Haussmann trauert die FDP „um einen Politiker, mit dem sie oft die Klingen gekreuzt hat, ohne daß man sich je den gegenseitigen Respekt versagt hätte“.

Ehrerbietend erklärte auch Hans-Jochen Vogel, SPD-Partei und Fraktionsvorsitzender: „Vor dem Toten verneigen wir uns mit dem Respekt, der seinem Engagement in unserem und für unser Gemeinwesen gebührt.“ Gleichzeitig verwandeln die Sozialdemokraten den Toten in ein politisches Neutrum: „So verband sich mit seinem Namen unter anderem der Aufbau der Bundeswehr.“ Redlich wie sie sind, verschweigen Sozialdemokraten indes nicht, daß sich die „konstruktive Kooperation“ zwischen SPD und Strauß auf die Jahre Großer Koalitionen in Bonn und Bayern beschränkt hätten. Nur bei den Grünen saß der Trauerkloß etwas lockerer im Hals. Für sie „steht der Name Strauß für Kalten Krieg, Aufrüstung, Atompolitik und ein obrigkeitsstaatliches Politikverständnis“, meinte der Fraktionsvorstand und reihte sich in die Trauergemeinde ein: „Gleichwohl bedauern wir den Tod des Menschen Franz-Josef Strauß.“

Petra Bornhöft

Verständnis für Südafrika

Johannesburg (taz) - Die südafrikanische Regierung hat den Tod von Franz-Josef Strauß, dem „persönlichen Freund“ von Präsident Pieter W. Botha und Außenminister Roelof „Pik“ Botha, mit Bedauern zur Kenntnis genommen. In einer Erklärung des Außenministers wird Strauß als „Staatsmann von internationalem Ruhm und interntionaler Statur“ gelobt.

Die Erklärung erwähnt den Strauß-Besuch in Südafrika Anfang des Jahres und würdigt Strauß, weil er die Reformen der Apartheid „positiv kommentiert“ habe. In einem Buch über seine Südafrika-Reise habe Strauß außerdem Sanktionen gegen Südafrika verurteilt und die internationale Gemeinschaft aufgefordert, „besseres Verständnis“ für Südafrika zu zeigen und der staatliche Rundfunk nannte Strauß einen „guten Freund Südafrikas“.

Hans Brandt