Radio Bremen feuert Personalrat

■ Rizz-Mitarbeiter bekamen Kündigung / RB-Direktorium mißachtet Kündigungsschutz für Personalratsmitglied „Owi“ / Rundfunkrat vor vollendete Tatsachen gestellt

Rizz‘ noch ständiger Mitarbeiter und taz-Eintagsgast -Chefredakteur Otmar Willi Weber, kurz und bekannter: „Owi“, soll bei Radio Bremen rausfliegen. „Zum 31.12.88 wird die Sendung Rizz eingestellt.“ Mit dieser lapidaren Begründung, dafür aber per Einschreiben bekam „Owi“ jetzt die Kündigung seines Arbeitsvertrags ins Haus geschickt. Im Auftrag des Direktoriums verkündet die Honorar-und Lizenzabteilung dem freien Mitarbeiter mit „arbeitnehmerähnlichem“ Status, er müsse durch das beschlossene Ende von Rizz „mit einer wesentlichen Einschränkung“ seiner Tätigkeiten im Dienste des Senders rechnen. Tröstlich schließt das Kündigungsschreiben mit dem Hinweis, es sei Owi „selbstverständlich unbenommen, sich andere Beschäftigungsmöglichkeiten bei Radio Bremen zu erschließen.“

Am Charakter einer förmlichen Kündigung ändert die versöhnliche Schlußfloskel unter

dem Rausschmißbrief allerdings nichts. Wohl aber ein anderer, von Radio Bremens Direktorium offenkundig übersehener Umstand: Owi ist eines von elf ordentlich gewählten Personalratsmitgliedern und genießt schon deshalb absoluten Kündigungsschutz. Entsprechend lakonisch ließ der RB-Personalrat das Direktorium inzwischen wissen: „Der Personalrat betrachtet die Mitteilung an den Kollegen Weber als gegenstandslos.“ Gegenüber der taz kommentierte die RB -Redakteurin und stellvertretende Personalratsvorsitzende Barbara Schleich die Kündigung gestern: „Es ist schon beschämend, daß das Direktorium offensichtlich nicht einmal das kleine Einmaleins des Arbeitsrechts beherrscht.“

Keine formalrechtliche Handhabe hat der Personalrat dagegen gegen die Kündigung von Rizz-Redakteur Norbert Lorenz. Auch Lorenz hat inzwischen schriftlich bekommen, daß sein Arbeitsver

trag nicht verlängert werden soll. Politisch sieht der Personalrat ebenso wie der Redakeursausschuß des Senders allerdings durchaus noch Chancen, das Ende von Rizz zum Jahresende zu verhindern. Denn mit der Schaffung vollendeter Kündigungs-Tatsachen hat Programmdirektorin Sommerey sich nicht nur über einen eindringlichen Appell des Rundfunkrats hinweggesetzt, der in seiner nächsten Sitzung am 20. Oktober eigentlich über Alternativen zur Rizz-Streichung diskutieren wollte. Sommerey ist darüberhinaus auch ihrer eigenen Argumentation untreu geworden: Rizz soll jetzt nicht mehr aus angeblich unabweisbaren Sparzwängen eingestellt werden. Inzwischen räumt die Programmdirktorin selbst ein, daß es ihr vielmehr um eine programmpolitische Entscheidung geht: Der Jugendfunk soll ins vierte Programm verschoben werden mit neuen Redakteuren versteht sich.

K.S.