Anti-IWF-Abgesang

■ Ein Dutzend AktivistInnen traf sich im besetzten Haus, um Wunden zu lecken / Die einen „gegen pluralistische Diskussionen“, die anderen gegen „tumbe Emotionen“

Ein kärgliches Dutzend Anti-IWF-AktivistInnen verlor sich am Dienstag abend im besetzten Haus am Buntentorsteinweg, um die Bremer September-Aktionen gegen den Internationalen Währungsfonds nachzubereiten. Ein heftiger Konflikt im breitgespannten Anti-IWF-Bündnis wurde gleich mangels Anwesenheit der KontrahentInnen ausgeklammert: Das Durchsetzen von Palästina als Demonstrationsthema durch die Palästinagruppe, was zum Auszug einer christlichen Gruppe aus dem Bündnis und zu Verstimmung bei etlichen anderen geführt hatte. Denn VertreterInnen des Sielwallhaus -Plenums, dem die Palästinagruppe angehört, waren nicht erschienen.

Den zweiten dicken Krach während der Bremer Anti-IWF -Kampagne zu diskutieren, sahen sich die Anwesenden immerhin in der Lage. Autonome und AntiimperialistInnen hatten eine Podiumsdiskussion im Überseemuseum gesprengt, bei der ein Original-IWF-Beamter mit Kritikern von Kirche, Bank und Uni streiten sollte. „Ihr habt nur emotional und tumb auf die drei Buchstaben IWF und dessen Vertreter reagiert“, wütete Eberhard Plümpe vom Informationszentrum Afrika (iza), einer der Veranstaltergruppen. Damit sei eine Chance vertan worden, dem zahlreich anwesenden „christlichen und bürgerlichen Publikum, das nicht nur antiimperialistische Informationen pur rübergereicht bekommen will“, einen „blassen IWF-Gesellen“ vorzuführen.

Bernd Robben vom Verein Städtesolidarität Bremen -Corinto gestand Kritik am Veranstal

tungskonzept zu, aber immerhin seien die Organisatoren Leute, „die dauernd was gegen das IWF gemacht haben“. Auf Frust wegen der Sprengung führte Plümpe zurück, daß die Demonstration einige Tage später ein „Insider-Auflauf“ gewesen sei.

„Ich bin kein Demokrat und bin nicht für pluralistische Diskussion“, sprach Peter, der bei der Sprengung mitgemacht hatte, auf mehrfaches Nachfragen hin klare

Worte. Dabei sei ihm egal, wer die Veranstaltung organisiert habe. Arno Armgort (Anti-Apartheid-Bewegung) bekam keine Anwort auf seine Frage, wo Peter die Grenze ziehen wolle, jenseits derer Leute für ihn „indiskutabel“ seien. Und Systa Petersen vom Dritte-Welt-Haus kritisierte die „Konsumhaltung“ von Leuten, die während der Vorbereitung im Anti-IWF-Bündnis mit verschränkten Armen dasäßen

und abwarteten, statt „das Maul aufzumachen und eine kontroverse Debatte zu führen“.

„Wir sind nicht so vertrocknet, daß wir keine Argumente aufnehmen“, trug Arno Armgort zu einem freundlicheren Zungenschlag gegen Ende bei, und Peter zeigte ein bißchen Verständnis. Schließlich wolle er auch nicht arbeiten „und dann aus linken Kreisen sabotiert werden“.

Gaby Mayr