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LAFONTAINE ON STAGE

Wenn der Promoter es verlangt, muß auch ein Star in die Provinz. Am Montag traf es Oskar, von dem seine Fans nicht weniger erwarten, als daß er in zwei Jahren „The Boß“ genannt werden muß. Es traf ihn hart, sein Auftritt im BVV –Saal Wedding war ein Flop. Eine quotengerechte Dixieland –Vorgruppe verbreitete Kirchentagsstimmung und trieb die 250 Anwesenden in Scharen an den Stand „Trinken für Nicaragua“. Stage-Manager Gerd Löffler schwitzte nervös und gab am Mikrophon Belangloses von sich, bis sein Star endlich, zehn Minuten zu spät, eintraf. Der wiederum war offensichtlich nicht gewillt, sich Müdigkeit und schlechte Laune durch einen gute Gig vertreiben zu lassen. Lustlos spulte er seine Berlin-Introduktion herunter, die vom Publikum bestenfalls höflich aufgenommen wurde. Seine Interpretation des Friedens –Blues wirkte trotz eines überraschenden Strauß-Brandt –Vergleichs abgegriffen. Sein kurz gehaltener Umwelt-Rap gipfelte in dem Refrain, „daß wir den Energieverbrauch zurückführen“ und erzeugte deswegen erst gar keine Power. Die abschließende Ballade von der Arbeitslosigkeit, letztes Jahr wochenlang in den Polit-Charts, klang wie ihre eigene schlechte Cover-Version. Seine Zugaben – der Kanzler und der Sozialhilfeempfänger / Ich bin einer wie ihr / Europa hörte kaum noch jemand und das war wohl auch besser so.

Fazit: Wer im Studio glänzt, stellt noch lange keinen guten Live-Act auf die Beine.

Marcus Döbler

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