Montenegros Führung tritt ab Slowene contra Milosevic

Die Regierung der jugoslawischen Republik Montenegro trat gestern zurück / Sloweniens Parteichef greift serbischen KP-Chef an / „Den Hintermännern das Handwerk legen“  ■  Von Roland Hofwiler

Berlin (taz/ap) - Die gesamte Regierung der jugoslawischen Republik Montenegro hat am Freitag ihren Rücktritt eingereicht. Wie die jugoslawische Nachrichtenagentur Tanjug meldete, forderte der Parteichef der Teilrepublik, Miljan Rasovic, zudem eine Vertrauensabstimmung über seine Person und die Parteiführung. In Titograd trat die örtliche Parteileitung ebenfalls zurück. Das erscheint als Erfolg für die serbisch-nationalistische Kampagne in Jugoslawien. Der serbische Parteichef Slobodan Milosevic ist trotzdem im Vorfeld von seinem slowenischen Amtskollegen unerwartet heftig angegriffen worden. Der slowenische KP-Chef Kucan erklärte am Mittwochabend im jugoslawischen Fernsehen: „Den Hintermännern der serbischen Massendemonstrationen muß das Handwerk gelegt werden, vielleicht kommt jetzt unsere letzte Chance, bevor durch diesen Wahnsinn Jugoslawien ins Verderben getrieben wird“. Jedem Fernsehzuschauer war klar, wer da angeklagt wurde: der serbische Parteichef hat nun prominente Widersacher gefunden. Kucan gab in der Hauptstadt Kosovos, Pristina, den von den serbischen Nationalisten angegriffenen Albanern Schützenhilfe. „Wir stehen hinter euch“, versicherte er den albanischen Genossen vor dem Provinzparlament und verurteilte die „serbisch -nationalistische Kampagne“.

Nur einige Tage vor der ZK-Tagung der Jugoslawischen Kommunisten, auf der am Montag über den zukünftigen Kurs beraten wird, hat auch Parteichef Stipe Suvar vor dem Parteipräsidium Position bezogen. Als „völlig unpassend“ bezeichnete er die serbische Kritik an der Verfassung von Staatsgründer Tito, in der 1974 die Minderheitenrechte im Vielvölkerstaat und die Beziehungen zwischen den Republiken geregelt sind. Die Kampagne der serbischen Parteiführung ziele darauf, diese Verfassung zu unterminieren, und den Bestand Jugoslawiens zu gefährden, erklärte die Sozialistische Allianz Kroatiens. Erstmals wurde am Donnerstag deutlich, daß in dieser Frage Serbien isoliert ist.