Kriminaltango bei der Zollfahndung

■ Zwei Zollfahnder auf kriminellen Abwegen / Einer der beiden ist als Rauschgiftfahnder bereits einschlägig vorbelastet

Zwei Zollfahnder haben vermutlich jahrelang Schweigegelder erpreßt und Bestechungsversuche unternommen. Gegen einen der beiden war erst im August letzten Jahres ein Ermittlungsverfahren wegen ähnlicher Vorwürfe eingestellt worden. (AZ: 3 OP-Jf-575/85) Die Polizei erwischte die beiden in der letzten Woche in einer Wohnung in der Jagowstraße. Die Zollbeamten waren nach einem Hinweis auf Zigarettenschmuggler in die Wohnung eingedrungen, hatten die zwei Männer und die Frau, die in der Wohnung waren, gefesselt und schließlich 3.000 Mark von ihnen verlangt. Beide Beamte wurden dem Haftrichter vorgeführt. Sie sitzen inzwischen in Untersuchungshaft. Zumindestens einer der beiden Verhafteten, der 38jährige Peter Wonneberg, ist einschlägig durch ähnliche Vorwürfe vorbelastet. Die Staatsanwaltschaft hatte bereits 1985 gegen den ehemaligen Rauschgiftfahnder ermittelt. Auf eine Strafanzeige der damaligen AL-Fraktionsvorsitzenden Heidi Bischoff-Pflanz hin wurde 1986 auch gegen andere Mitglieder der Rauschgiftfahndergruppe GER 3 (Gemeinsame Ermittlungsgruppe Rauschgiftfahndung) ermittelt. Ein libanesischer Ex-V-Mann hatte das Ganze ins Rollen gebracht. Er hatte gegenüber Rechtsanwälten und drei Abgeordneten schwere Vorwürfe gegen Peter Wonneberg und andere erhoben. Der Zollobersekretär der GER 3 hatte den wegen Rauschgifthandel verurteilten Libanesen im Gefängnis als V-Mann angeworben. Die GER 3 habe in mehreren Fällen Leuten Heroin untergeschoben oder Informanten mit Heroin bezahlt. Er sei nur auf Ausländer angesetzt gewesen.

Bereits 1985 hatten mehrere Rechtsanwälte die Aussagen des V-Manns für höchst glaubwürdig gehalten. Ihnen war aufgefallen, daß das Heroin oft während der Abwesenheit ihrer Mandanten sichergestellt worden war. Eidesstattliche Erklärungen von Zeugen gegen die Rauschgiftfahnder-Gruppe gab es zuhauf. Das Ermittlungsverfahren wurde jedoch mit der Begründung eingestellt, die Beamten seien glaubwürdiger als die straffällig gewordenen Zeugen. Daß die Vorwürfe doch nicht für ganz unbegründet gehalten wurden, zeigte sich daran, daß Peter Wonneberg und andere seitdem nicht mehr als Rauschgiftfahnder eingesetzt wurden.

RiHe