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UDF-Aktivisten verließen ihr Asyl

Drei Anti-Apartheid-Aktivisten, die ohne Urteil im Gefängnis gesessen hatten, waren in die US-Botschaft geflüchtet  ■  Aus Johannesburg Hans Brandt

Mit Freudenrufen und Freiheitsliedern wurden drei führende südafrikanische Anti-Apartheid-Aktivisten gestern begrüßt, als sie das amerikanische Konsulat in Johannesburg verließen. Dort hatten sie fünf Wochen lang Zuflucht gesucht. Die drei waren am 13.September bei einem Krankenhausaufenthalt aus dem Polizeigewahrsam in das Konsulat geflüchtet. Zuvor hatten Muhammed Valli Moosa, amtierender Generalsekretär des seit Februar praktisch verbotenen Oppositionsbündnisses „Vereinigte Demokratische Front“ (UDF) und Murphy Morobe, amtierender UDF -Pressesprecher, 13 Monate ohne Anklage im Gefängnis gesessen. Vusi Khanyile, Präsident eines Komitees für Bildungsfragen, hatte sogar 21 Monate ohne Anklage hinter Gittern verbracht. Mit ihrer Flucht in das amerikanische Konsulat wollten sie auf das Schicksal der etwa 1.300 Oppositionellen hinweisen, die ohne Anklage in Südafrika inhaftiert sind. Die südafrikanische Regierung hatte versichert, daß die drei beim Verlassen des Konsulats nicht wieder inhaftiert werden.

Diese Zusicherung wird nun, da die drei das Konsulat verlassen haben, auf die Probe gestellt. „Am Montag haben wir von Genosse Nelson Mandela gehört, der uns riet, das Konsulat zu verlassen“, sagte Valli gestern vor der Presse. „Wir sind der Meinung, daß es sinnlos ist, noch länger im Konsulat zu bleiben.“ Winnie Mandela, Frau des seit 26 Jahren inhaftierten Führers des verbotenen „Afrikanischen Nationalkongresses“ (ANC), hatte den dreien den Rat ihres Mannes übermittelt.

Die drei betonten ihre Entschlossenheit, trotz des UDF -Verbots weiter in der Opposition zu arbeiten. „Wir glauben, daß es noch Spielraum gibt, um mit Kraft und Entschlossenheit für eine Veränderung in diesem Land zu arbeiten“, sagte Morobe. In die laufende Kampagne gegen eine Beteiligung an den von der Regierung ausgerufenen Kommunalwahlen, die am 26.Oktober stattfinden sollen, wollen sie sich allerdings nicht einschalten. „Diese Wahlen sind nicht demokratisch“, sagte Khanyile. „Wir brauchen uns nicht einzuschalten, um das deutlich zu machen.“

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