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Bahrein will Wallstreet in die Wüste holen

■ Bald Börseneröffnung / Ölgelder sollen zurückfließen / Gewinnträchtige Region

Manama (ap) - Das Emirat Bahrein will bis zum Jahresende eine Aktienbörse einrichten, und in Regierungskreisen in Manama hegt man die Hoffnung, daß sie sich zur Wallstreet der ölreichen Golfregion entwickeln werde. Zunächst sollen die Aktien von 28 bahreinischen Firmen gehandelt werden, die insgesamt ein Kapital von umgerechnet rund 3,25 Mrd. Mark repräsentieren. Doch die Befürworter des Projekts setzen darauf, daß das im Bankenviertel von Manama gelegene Gebäude zur Drehscheibe eines florierenden Aktienmarktes wird.

Die Börsenstatuten werden derzeit noch ausgearbeitet, und der genaue Eröffnungstermin steht noch nicht fest. Die Planung sieht vor, den Aktienhandel im Verlauf der nächsten fünf bis zehn Jahre international auszubauen, doch der Mann, der als Generaldirektor der Börse in Aussicht genommen ist, setzt auf ein schnelleres Tempo. „Zehn Jahre sind eine lange Zeit. Wir hoffen, daß wir schon früher internationalen Status erlangen“, sagte Fausi Behsad, derzeit Berater des neunköpfigen Börsenvorstands.

Obwohl der Umfang der Investitionen in der Golfregion, die über die Börse von Bahrein abgewickelt werden, noch nicht absehbar ist, gibt sich der Finanzmakler Ali Saleh zuversichtlich. „Ich werde mich am bahreinischen Aktienmarkt engagieren. Ich glaube, der Golf ist eine gewinnträchtige Region für Anleger - keine Steuern, keine Wechselkursprobleme.“ Behsad nannte den Beschluß der britischen Regierung, Kuwait zur Verringerung seiner Anteile an der British Petroleum Co. (BP) aufzufordern, einen zur rechten Zeit erfolgten Hinweis an die Adresse von Anlegern aus der Golfregion, sich in ihrer eigenen Region umzusehen und auf Investitionen im Ausland zu verzichten. „Der Umfang der Investitionen im Ausland ist von der Gesetzgebung der betreffenden Länder abhängig. Krisen und Verstimmungen am Weltmarkt tragen zweifellos dazu bei, das Kapital zur Rückkehr auf den heimischen Markt zu veranlassen“, sagte Behsad.

Die Golfstaaten haben Milliarden von Petrodollar, die sie während des Ölbooms der siebziger Jahre verdient hatten, im Ausland investiert. Nachdem ihre Finanzen durch den Ölpreisverfall stark strapaziert worden sind, zeigen sich die Regierungen der Golfländer an der Einrichtung nationaler Börsen und in der Folge eines regionalen Kapitalmarktes mit dem Ziel interessiert, die Dollar-Milliarden wieder zurückzuholen. Bahrein, das Dutzende von Banken und Finanzinstitutionen im Ausland unterhält und traditionell als Dienstleistungszentrum der Region fungiert, betrachtet sich als das natürliche „finanzielle Herz“ des Golfs.

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