Auf Erfolgskurs, Teil II

■ Diesmal geht es voll ins Gesicht

In Simones Beauty-Stunde basteln wir diese Woche an einem Laufsteg-Make-Up. Im Notfall eines Low-Budget-Auftritts bzw. eines Vorstellungstermins müssen wir nämlich selbst Hand an uns legen können. Nach der letzten Gesichtsanalyse weiß ich schon, wo die Paste verteilt wird. Und da die anfängliche Scham, sich in Gegenwart von Männern abzuschminken und wieder anzumalen, rapide gesunken ist, ignoriere ich nebenbei noch die neugierigen Neuköllner Fenster-Glotzer, als ich mit Reinigungsmilch erstmal den Dreck aus den Poren löse. Auf Gesichtswasser und Feuchtigkeitscreme folgt das Make-Up. Mit einem Schwämmchen in die Haut gepreßt, greift kurz darauf das Superzeug „Camouflage“ kaschierend ein. Auf fleckig durchscheinende Stellen getupft, verliert der reifste Pickel an Aufmerksamkeit und von übernächtigten Augenringen keine Spur mehr. Mit schwarzem Puder, an den Nasenseiten entlanggepinselt, bekommt meine breite Nase endlich europäisches Flair und aufgestaubter weißer Puder fixiert die Kunst. Das Laufsteg-Make-Up, erzählt Simone, soll großzügig und muß nicht genau aufgetragen werden, weil die Distanz zum Publikum ziemlich groß ist. Zum Publikum? Verzweifelt suche ich das gewohnte Spiegelbild: Schwarzer Lidschatten bis unter die Augenbrauen, leuchtende Wangen contra Eisenmangel und dicke rote Lippen mit der Intensität einer Ampel - und darunter ich.

Einen Tag später lüftet Simone das Geheimnis des „natürlichen Aussehens“ für den Fototermin: Die Make-Up -Vorbereitung ist die Gleiche, bloß werden Augen mit matten, braunstichigen Farben und Rouge schattiert. Der Lippenstift ist nicht ganz so grell wie am Tag davor. Am Freitag nimmt Andrea die Schere und ein paar Männerköpfe in die Hand und macht mehr aus den Typen. Mein Pagenschnitt wird sich erst nächste Woche an mein Kinn schmiegen.

Connie Kolb

Bis denn!