: Rundfunkrat rügt Sommerey
■ Rizz-Konflikt durch Nichtstun entschieden / Hoffmann aussichtsreichster Kandidat im Programmdirektor-Rennen / „Hauskandidaten“ Kienzle und Blinda ausgeschieden
Ullrich Kienzle, Fernseh-Chefredakteur bei Radio Bremen, ist aus dem Rennen um den Posten des Fernseh-Programmdirektors ausgeschieden. Wie Kienzle blieb am Montag auch der zweite „Hauskandidat“ für den 12.000-Marks-Job, der Hörfunk -Programm-Planer Werner Blinda, auf der Strecke, ohne überhaupt angehört worden zu sein. In geheimer Sitzung entschied der Rundfunkrat am Montagnachmittag, nur drei Kandidaten zu einem persönlichen Vorstellungsgespräch einzuladen.
Aussichtsreichster Kandidat im gelichteten Teilnehmerfeld: Der Ex-Tagesthemen-Moderator und jetzige Polen-Korrespondent der ARD, Rüdiger Hoffmann. Neben ihm will sich der Rundfunkrat auch vom bisherigen Leiter des Adolf-Grimme -Instituts des deutschen Volkshochschulverbandes, Hans Janke, und vom medienpolitischen Berater des Hamburger Senats und Filmemacher Denker erzählen lassen,
warum sie gerne Fernseh-Pro grammdirektoren werden wollen. Die in den vergangenen Wochen hoch gehandelte Journalistin und Talk-show-Moderatorin Gisela Marx hatte ihre Bewerbung zurückgezogen, weil ihr die Amtszeit schlicht zu lang war.
Keine Hoffnung auf den zweiten vakanten Posten innerhalb des Radio Bremen-Direktoriums darf sich auch der Ex -Bürgerschaftsabgeordnete Axel Adamietz machen. Der ehemalige Sprecher der „Bremer Grünen Liste“ wäre gerne RB -Verwaltungsdirektor geworden. Der Rundfunkrat will ihn aber gar nicht erst anhören.
In öffentlicher Sitzung diskutierten die Rundfunk-Aufseher aus „gesellschaftlich relevanten Gruppen“ anschließend eine Vorlage von Hörfunkchefin Karola Sommerey zur künftigen Programmstruktur des Senders. Auf 14 Seiten gibt die Programmdirektorin ihrer Zuversicht Ausdruck, daß alle vier RB-Programme in Zukunft irgendwie
profilierter, besser, konkurrenzfähiger, billiger und zumindest RB IV - werbeeinnahmen-trächtiger werden, und daß dem auf der Hansawelle fast nur noch „Rizz“ im Wege steht. Einhellige Meinung im Rundfunkrat: Ein langes, aber inhaltlich dünnes Papier - nicht der Diskussionsrede wert. In der nächsten Sitzung erhofft der Rundfunkrat sich jetzt ein detailliertes Gesamtkonzept und einen entscheidungsreifen Wirtschaftsplan für die Zukunft des Bremer Radios.
Der Konflikt um „Rizz“ scheint damit durch Nichtstun auf allen Seiten entschieden. Das Ergebnis faßte Redakteursausschuß-Sprecher Bernhard Gleim in der Sitzung so zusammen: „Wir bemühen die öffentlich-rechtlichen Grundsätze zwar für die Rhetorik, bemühen uns aber nicht, in unseren Massenprogrammen Sendungen azubieten, die unzweideutig das öffentlich-rechtliche Programm deutlich machen.“
K.S.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen