Patrouillen gehen weiter

■ Frauen organisieren weiterhin nächtliche Streifengänge gegen potentielle Vergewaltiger / Notruf-Frauen warnen vor „trügerischem Schutzgefühl“

Rund 150 Frauen trafen sich Montag abend im Mehringhof, um nächtliche Patrouillen zum Schutz von Frauen in verschiedenen Bezirken Berlins zu organisieren. Im Gesamtplenum drehte sich die Diskussion zunächst um Sinn und Zweck der ursprünglich von den Regenbogen-Frauen (und -Männern) initiierten Streifengängen (taz berichtete). Die Notruf-Frauen gaben zu bedenken, daß Einzelaktionen keine Sicherheit verschafften. Es sei riskant, ein trügerisches Schutzgefühl zu verbreiten. Auch vermittle die besondere Aufmerksamkeit für „Wald- und Wiesenvergewaltigung“ ein falsches Bild der realen Verhältnisse, schließlich würden „nur“ fünf Prozent aller Vergewaltigungen von Unbekannten verübt.

Den meisten Veranstaltungsteilnehmerinnen war es dennoch wichtig, jetzt konkret etwas zu unternehmen und ein Gefühl für Solidarität unter Frauen zu bekommen und weiterzugeben. Einigkeit herrschte auch darüber, die Streifengänge ausschließlich von und mit Frauen zu organisieren. Solidarität von Männern solle auf andere Weise geübt werden („meinetwegen Kaffeekochen“), aber nicht in Form von gemischten Streifen. „Männer können Frauen nicht vor Männern schützen“, brachte eine Anwesende die Ironie dieser Vorgehensweise auf den Punkt. Daß sich auf lange Sicht jede Frau letztendlich selbst schützen müsse, betonte eine andere Teilnehmerin. Ob Trillerpfeife, Tränengas oder Selbstverteidigung, jede Frau solle auch für sich selbst aktiv werden. Um Einzelaktionen besser koordinieren zu können, haben sich die Frauen vom Notruf für vergewaltigte Mädchen und Frauen als erste Anlaufstelle angeboten.

Heute findet um 20 Uhr eine Vollversammlung zur Planung weiterer Aktionen statt. In der Mehringhof Kneipe Ex wird um 19 Uhr aus Anlaß der Diskussion um Vergewaltigung der Dokumentarfilm einer italienischen Frauengruppe „Ein Prozeß wegen Vergewaltigung“ gezeigt.

bcs