KOMMENTAR
: Flucht nach vorn

■ Senat zieht Konsequenzen aus eigener Skandalchronik

Finanzdebakel, Geiseldrama, Schwarzgeldklinik, Wortbruch in der Schulpolitik, Konzeptlosigkeit in der Verkehrspolitik als die Bremer Senatorinnen am Sonntag ihre Aktentaschen packten, um in Cuxhaven zwei Tage über Bremens Finanz –Zukunft zu diskutieren, packten sie neben einem 100seitigen Zahlenwerk unfreiwillig auch die ungeklärten Fragen nach ihrer eigen Zukunft ein. Die Stimmung ist seit Monaten mies, im Senat selbst, in der Partei, in der Stadt. Selbst gute Parteifreunde gaben den Senatoren den unverblümten Rat mit auf den Weg, möglichst nicht mit dem gleichen Senat aus Cuxhaven zurückzukommen, mit dem man hingefahren war. In Bremen-Nord forderten die Genossen offen politische Konsequenzen, in den übrigen SPD-Bezirken hinter vorgehaltener Hand.

Im letzten Moment scheint Bürgermeister Klaus Wedemeier klar geworden zu sein, daß er mit seiner Senatorenriege nicht nur die Legislaturperiode überstehen, sondern auch die nächsten Wahlen gewinnen muß. Mit einer frustrierten Partei geht das ebenso wenig wie mit einer Regierung, die sich nachsagen lassen muß aus „Geisel-Meyer“, „Wortbruch-Franke“, „Verkehrschaos-Lemke“ zusammengesetzt zu sein.

Klaus Schloesser