„Die Erde wird zum Schwitzkasten“

■ Welt-Kongreß zu „Klima und Entwicklung“ in Hamburg eröffnet

Hamburg (taz) - Zur Eröffnung des Welt-Kongresses „Klima und Entwicklung“ im Hamburger Congress Centrum (CCH), an dem VertreterInnen der UNO, der EG, der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und osteuropäische Staaten teilnehmen, wurde gestern den PressevertreterInnen ein „umweltfreundliches“ Plastikköfferchen in die Hand gedrückt. Gestiftet wurde das schicke Utensil von der Firma „Schwarzkopf“, Sponsor des Klima-Kongresses und Tochter des Chemieriesen „Hoechst“, der weltweit zu den größten Produzenten von Fluorchlorkohlenwasserstoffen (FCKW) und damit zu den Hauptverantwortlichen der nahenden Klima -Katastrophe gehört. Doch ungeachtet dieses Fehlgriffs versprachen die Veranstalter, das auf dem Welt-Kongreß zu erarbeitende Konzept zur Abwendung der Treibhausgefahr „entsprechend aggressiv mitzugestalten“.

Vorläufer der Hamburger Konferenz war der internationale Klimakongreß in Toronto, auf dem die Weltöffentlichkeit durch die Prognose geschockt wurde, die Folgen der globalen Klimaveränderung seien nur mit denen eines Atomkriegs zu vergleichen. In Hamburg sind nun erstmals nicht nur Klimaforscher, sondern auch Sozialwissenschaftler, Politiker, Vertreter von Industrie und nichtstaatlichen Organisationen versammelt. Rund 600 Experten wollen sich vier Tage lang mit der künstlichen Erwärmung auf der Erde (Überschwemmungen, Wirbelstürme, Dürreperioden und Hungerkatastrophen) befassen und am Ende der Konferenz einen „Aktionsplan“ verabschieden.

Dabei sind sich die Wissenschaftler längst darüber einig, welche Schritte von Seiten der Regierungen vor allem in den Industriestaaten so schnell wie möglich eingeleitet werden müßten: Eine fast vollständige Abschaffung der als Ozonkiller bekannten FCKW, drastische Energiesparmaßnahmen sowie längerfristig die Umstellung von den fossilen Energieträgern (Kohle, Mineralöl und Erdgas) auf die Sonnenenergie, um die verhängnisvollen und hochgiftigen Kohlendioxidgase einzudämmen. Der indische Wissenschaftler Dr.Anandakrishnan, dessen Land mit zu den Hauptleidtragenden der befürchteten Katastrophe gehören würde, berichtete, daß die Prognosen über einen globalen Temperaturanstieg gerade in den Ländern der „Dritten Welt“ lange für ein „Manöver“ der Industriestaaten gehalten wurde, um von den eigentlichen Problemen der sogenannten Entwicklungsländer abzulenken. Inzwischen habe man aber auch dort begriffen, daß es sich bei der Klima-Katastrophe nicht nur um „Science Fiction“ handle. Willy Brandt: „Die Erde wird zum Schwitzkasten.“

Gabi Haas