: Wenn die SPD-Basis Klartext redet
■ Unterbezirksparteitag der SPD in Bremen-Nord / Delegierte fordern einmütig Brückners Rücktritt / „Persönliche Animositäten“ mit dem Bürgermeister
Die SPD-Delegierten des Unterbezirks Bremen-Nord fühlen sich nicht nur verraten von ihren Parteioberen, sie sagen es auch offen. „Das Problem des Landesvorstandes ist der Landesvorsitzende selbst“, erklärte die Delegierte Brinkfriede Kahrs am Dienstag abend, und der Unterbezirksparteitag polterte auf die Tische. „Wo ist die Führungsfunktion des Herbert Brückner geblieben“, fragte der Delegierte Johann Meyerhoff, SPD-Betriebsgruppen -Vorsitzender bei der Polizei. Dem Genossen Bernd Meyer, der aus Bremen-Nord kommt, sprach er ausdrücklich seine Solidarität aus: „Wir hätten Dich gerne behalten.“ Aber gerade weil der als erster gehen mußte, sind die Delegierten besonders sauer auf Brückner. „Warum hat Herbert nicht den Mut gehabt, hierherzukommen?“ Der Abwesende wurde viel gefragt, u.a.: „Was ist gewesen auf der Geburtstagsparty?“
Niemand legt hier ein gutes
Wort für Brückner ein. Nichts ist da gewesen, die Partei hat zu Ehren des 50sten ihres Vorsitzenden einen Empfang gegeben. Aber auch das ist den Delegierten in dieser Lage schon zuviel des Guten. Beinahe einhellig mißbilligen sie per Initiativantrag den Geburtagsempfang der Partei.
Ilse Janz, im Landesvorstand Stellvertreterin Brückners, macht einen Versuch der Verteidigung. Grund für die „Sprachlosigkeit“ seien die „persönlichen Animositäten“ insbesondere zwischen dem Landesvorsitzenden Brückner und dem Bürgermeister. Wedemeier ruft dazwischen, das sei „nicht die alleinige Ursache“. Aber nicht einmal Ilse Janz wagte es, sich hier ausdrücklich und direkt gegen den Antrag auszusprechen, der zum Schluß fast einhellig verabschiedet wurde: „Aus der politischen Verantwortung für die SPD“ solle der Landesvorsitzende sein Amt zur Verfügung stellen.
Gleichzeitig schmerzte es die
Bremen-Norder, daß sie nun mit dem Ausscheiden von Meyer keinen der „ihren“ mehr im Senat haben. Sie fordern von dem anwesenden Bürgermeister, „daß wir schnellstens einen Senator bekommen“. Und wenn das Arbeitsressort gerade als vakant im Gespräch ist und keine ausgewiesene Kandidatin dafür in Nord - kein Problem: auch andere Namen, die jetzt für Senatorenposten genannt wurden, seien in der Partei nicht bekannt: „Man kann in jedes Amt hineinwachsen“. Eines gilt: „Wir müssen auf jeden Fall dabei sein.“
Die Zustimmung für die Senatsumbildungspläne des Bürgermeisters lassen die Delegierten daran jedoch nicht scheitern: „Wir wollen nicht gleich anfangen, ihn zu demontieren“, sagt die Delegierte Aulfes. Wedemeier bedankt sich artig dafür, daß ihm noch eine Chance gegeben wird, und verspricht nur, „über Details“ werde man „noch zu reden“ haben.
K.W.
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