Alles kaputt

■ Grüner NRW-Landesvorstand zurückgetreten

Stell Dir vor, ein ganzer Landesvorstand tritt zurück - und es fällt niemandem auf. Nun, zumindest dieses Schicksal bleibt dem grünen Landesvorstand Nordrhein-Westfalens erspart. Nichts sagt über die Amtszeit dieser Truppe mehr aus, als die Tatsache, daß ein Rücktritt wegen finanzieller Schlampereien zum eigentlichen politischen Höhepunkt dieses Gremiums gerät und als erster „Schritt für eine neue politische Kultur“ bemüht wird. Ein knappes Jahr lang begnügte sich dieses Führungsgremium damit, politisch nur ja nicht aufzufallen - manche der Vorstandsmitglieder können bei diesem Versteckspiel sogar schon auf eine mehrjährige Praxis verweisen -, und nun soll das Eingeständnis, nicht mal die Verwaltung der Partei geregelt bekommen zu haben, auch noch Chancen zum Neuanfang eröffnen? Das verspricht eine mitreißende Show zu werden.

Natürlich war der Rücktritt unumgänglich, und im Vergleich zum Bundesvorstand der Partei mag man sich für diesen Schritt in Nordrhein-Westfalen vielleicht auch zu Recht auf die Schulter klopfen, aber für die Zukunft ist mit diesem Abgang, den einige offenbar zugleich als Basis für die Wiederkandidatur nutzen wollen, nichts gewonnen. Die Misere der nordrhein-westfälischen Grünen kann nur behoben werden, wenn die Partei sich endlich entschließt, profilierte Leute nach Düsseldorf zu schicken, die es nicht schon als Erfolg ansehen, wenn niemand mehr über die Grünen spricht. Ohne eine Satzungsänderung wird das wohl kaum möglich sein, denn die meisten der dazu fähigen Leute sitzen entweder in den Parlamenten, oder sie haben sich, von der Partei nachhaltig frustriert, ins Privatleben zurückgezogen.

Walter Jakobs