Dubcek verteidigt „Prager Frühling“

Bologna (dpa) - Alexander Dubcek ist noch heute davon überzeugt, daß ohne das Eingreifen der Truppen des Warschauer Pakts 1968 der „Prager Frühling“ nicht gescheitert wäre. Dubcek sagte dies am Sonntag in der Universität von Bologna, wo ihm aus Anlaß des 900jährigen Bestehens der Hochschule die Ehrendoktorwürde im Fach politische Wissenschaften verliehen wurde.

In seiner Rede, in der er den Warschauer Pakt und die UdSSR nie ausdrücklich beim Namen nannte, bedauerte der 1968 entmachtete und 1970 aus der Partei ausgeschlossene frühere KP-Chef, daß das „Problem CSSR“ derzeit aus dem internationalen Blickfeld verschwunden sei: „Die wichtigste Angelegenheit ist heute, daß man aus verschiedenen Gründen und auf der Grundlage verschiedener Argumentationen die Existenz eines tschechoslowakischen Problems in den internationalen Beziehungen nicht bemerkt oder sogar negiert.“

Nach den Worten Dubceks ist dies die Folge einer „apologetischen“ Verteidigung der Interventionspolitik. Dubcek hatte zum ersten Mal seit 17 Jahren seine Heimat verlassen dürfen. Um der Gefahr entgegenzutreten, daß der inzwischen als Rentner in Preßburg lebende Dubcek nicht wieder in seine Heimat zurückkehren darf, haben die italienischen Veranstalter der Reise dafür gesorgt, daß er möglichst keinen direkten Presse-Kontakt hat.

Dubcek sagte, daß 1968 in der CSSR eine „Demokratisierung in Wort und Tat vor den Augen des ganzen Volkes“ stattgefunden habe.