Becks löscht Männer-„Durst“

■ Am Sonntag hatte Uwe Stolls Film „Durst“ Premiere

„Durst“: Ein deutscher Film, ein tiefsinniger Film, ein trübsinniger Film. Ein (Kurz-) Film, den man erst versteht, wenn man ihn zweibisdreimal gesehen hat, tröstet Regisseur Uwe Stoll. Ich habe ihn erst einmal gesehen. Asche auf mein Haupt.

Der Film eines jungen Filmemachers, der sich auf die ZDF -Serie „Das kleine Fernsehspiel“ aboniert hat, und alles zum Vorbild nimmt, was irgendwie experimentell, verwegen, avantgardistisch klingt und ausschaut: „Durst“ - ein Stückchen Gegenkultur auf 50mm Film zu 34 Minutenund79 Sekunden.

Ein Film, der vage mit Filmzitaten spielt, zum Beispiel mit Hitchcocks „Psycho“, ein Film, der aber klüger sein will als sein Vorbild und deshalb dümmlich bleibt, bleiben muß.

Der Inhalt: Ein Raum, so gemütlich wie eine Bahnhofshalle, mit einem Pyjama-Menschen (Uli Pollkläsener/Martin Pollkläsener) drin. Der liegt in seinem Bett und ist so verwirrt wie Kafkas Gregor Samsa, kurz bevor er sich zum Käfer verwandelt. Ein Mensch, der bös geträumt hat und deshalb den Tag um fünf Uhr früh beginnen muß. Im Traum, dem Film vorangestellt, rennt der Mensch als Kellner von Tisch zu Tisch, immer im Zeitraffer und mit Kreisblenden, wie das in Träumen so üblich ist; auf diesen Traum kommt die Handlung noch häufig zurück, greift ihn auf, verzerrt und verfremdet, spielt mit ihm.

Durst: Ein Film, der auf die menschliche Sprache verzichtet, um sozusagen an die Vorstufen des Bewußtseins zu appelieren, der die Identität eines Mannes mit dem filmischen Seziermesser zerlegt, zerreist, um ihn mit ebenso künstlichen Mitteln wieder zusammenzusetzen. Zwei Männer sind sich gleich, sind ein und dasselbe Ich. Der eine heißt Norman, der andere heißt Bates. (Anspielung auf Hitchcocks „Psycho“). Ein Identitätskonflikt bahnt sich an, der aber nur Ausgangspunkt für bizarre Kamerafahrten ist, für rasante Schnitte, platter Off-Kommentare und gigantischer Kulisse (das Schwimmdock der alten AG Weser) mit vielen Becks -Flaschen.So ist „Durst“ nicht mehr und nicht weniger als ein kleines Werbefilmchen für ein großes Bier geworden, das auch so heißen könnte: „Becks löst Männer-Durst“.

Regina Keichel