Paradoxes Bündnis

■ Kölns Katholiken im Streit mit dem Papst

Es ist schon paradox: Ausgerechnet die konservativen Kölner Katholiken verbünden sich mit einem protestantischen SPD -Regierungschef, um sich gegen ihren Papst und dessen rigide Personalpolitik aufzulehnen. Das Preußen-Konkordat aus dem Jahre 1929 macht's möglich. In Wahrheit jedoch ist die schon possenhaft anmutende Auseinandersetzung um die Besetzung des Bischofsstuhls in der Diözese Köln, in einem der reichsten und größten Erzbistümer der Welt, ein Stellvertreterkrieg gegen überkommene innerkirchliche Strukturen.

Päpste haben sich noch kaum als Anhänger der Basisdemokratie entpuppt. Und auch der Polen-Papst Karol Wojtyla genießt seine Machtvollkommenheit in vollen Zügen. Auf seinen internationalen Tourneen zieht der Hardliner aus dem Vatikan gegen die teuflische Aufklärung und die Demokratisierungstendenzen seiner Gläubigen zu Felde. Um die Autonomie der Ortskrichen schert er sich noch weniger als seine Vorgänger.

Zielstrebig hat dieser Pontifex seine romtreuen Spezis weltweit als Bischöfe in Amt und Würden gebracht. Wenn die Kölner Katholiken jetzt nach dem Staat rufen, um die Ernennung eines weiteren Papst-Spezis zum Erzbischof zu verhindern, dann offenbart dies die eklatante Schwäche der Kirchenbasis gegenüber ihrer römischen Hierarchie.

Gewiß sind gerade auch die bundesdeutschen Katholiken in den letzten Jahren gegenüber Rom aufmüpfiger und kritischer geworden. Doch im Zweifel macht dieser Papst mit seinen Gläubigen immer noch, was er will, und sichert sich durch eine clevere Personalpolitik nicht nur Macht und Einfluß, sondern nebenbei auch noch den Zugriff auf Kirchensteuermittel, die in Köln reichlich fließen.

Johannes Nitschmann