Ein RAF-Roman wird gekürt

■ Die Irmgard-Heilmann-Stiftung prämiert Christian Geisslers Roman „Kamalatta“. Der Held schwankt auf 545 Seiten zwischen bürgerlicher Existenz und bewaffnetem Kampf

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Der Schriftsteller und Sprachkünstler Christian Geissler hat für seinen Roman „Kalamatta“ den mit 10.000 Mark dotierten Irmgard-Heilmann-Literaturpreis bekommen. Das hat am Montagabend eine elfköpfige Jury entschieden. Der vor einem Monat von der Hamburger Autorin Irmgard Heilmann gestiftete Preis zeichnet eine Neuerscheinung „bedeutsamer literarischer Qualität“ aus.

Christian Geisslers „Kamalatta“, ein „romantisches Fragment“, handelt vom bewaffneten Kampf der RAF, von einem Anschlag auf eine Tagung von Anti-Terrorismus-Experten in Bad Tölz (besteht die Jury, Hamburger Funk-, Magazin-und Zeitungsjournalisten aus heimlichen Symkpathisanten der Gefangenen der RAF? Mitnichten, viele Juroren werden erschrocken sein,

wenn sie lesen, was der Autor selbst über die Absicht seines Buches sagt. Dessen Prämierung ist Ergebnis eines Auswahlverfahrens, wie es sicher nicht untypisch für all die anderen Literaturpreis ist, die landauf, landab, auch in Bremen vergeben werden, die R.).

Im Mittelpunkt des Romans steht die Figur des Rupert Koch, genannt „Prof“. Er ist Dokumentarfilmer, hat Kontakte zur RAF und zerreibt sich im Widerspruch zwischen seiner bürgerlichen Existenz mit Frau und Kindern und seiner Einsicht in die Notwendigkeit des bewaffneten Kampfs.

Christian Geissler, 1928 in Hamburg geboren, war in den 50er Jahren Mitglied der illegalen KPD und versteht sich noch heute als Marxist. Er war Rundfunk - und Fernsehautor und Dozent an der Film-und Fernsehakademie in Westberlin. An dem 550-Seiten-Roman „Kamalatta“ hat der Autor fünf Jahre gearbeitet.

Die Jury für den Heilmann-Preis wurde von der Kulturbehörde Hamburg zusammengestellt. Ihr gehören an: Catarina Felixmüller (Radio 107), Peter Fischer (Die Welt), Annette Garbrecht (taz), Jürgen Busche (Hamburger Morgenpost), Joa

chim Kronsbein (Hamburger Abendblatt), Sven Michaelsen (Stern), Ellen Pomikalko (Brigitte), Jochen Siemens (Tempo), Joseph Singldinger (Hamburger Rundschau), Annemarie Stoltenberg (NDR) und Irmgard Heilmann (Stiftung).

Über den Preis hinaus hat die Jury eine „Bestenliste“ erstellt mit Büchern Hamburger AutorInnen, die in die engere Auwahl kamen: Ingvar Ambjörnsens k„Weiße Nigger“, Doris Gerckes „Weinschröter, Du mußt hängen“, Peter Glasers „Glasers heile Welt“, Martin Hielschers „Beckmann lernt schießen“, Michael Holzners „Die Rovolte“, Werner Lansburghs „Holiday for Doosie“, Kristian Lutzes „Mein Freund Marlowe“, Angela Preasents „Au Contraire“ und Horst Tomayers „Hirnverbranntes und Feinziseliertes“ - wegen „Verunglimpfung des Staates“ jüngst beschlagnahmt.

Am 1. Dezember wird im Spiegelsaal des Museums für Kunst und Gewerbe im Beisein von Staatsrat Knut Nevermann der Preis an Christian Geissler übergeben.

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Christian Geissler: Kamalatta“, Rotbuch-Verlag 1988, 545 Seiten, 46 Mark