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Mutige Jury

■ Der 1. Europäische Filmpreis ist verliehen

Warum muß die Show zur Verleihung eines europäischen Filmpreises bis ins Detail die Show zur Verleihung des „Oscars“ nachahmen? Es war ein ungelenkes Plagiat, schlechtes Licht, schlechter Schnitt, schlechte Regie und ein Moderator, dem bei jeder Ankündigung eines Stars die Gesichtszüge entgleisten.Trotzdem gab es schöne Momente: Curt Bois singend, Mastroianni weinend - was für ein Schauspieler! Und Preise wurden verliehen.

Ein Taxifahrer hängt vornüber aus der Fahrertür, viel Kraft hat er nicht mehr. Hinter ihm steht sein Mörder und zieht den Strick zu. Dem Taxifahrer fällt das künstliche Gebiß aus dem Mund. Der Mörder versucht, es in den Rasen zu treten. Aber der Boden ist elastisch, das bleckende Gebiß kommt wieder vor. Beim Festival von Cannes, wo Krzysztof Kieslowskis „Kurzer Film über das Töten“ seine Premiere hatte, sprang an dieser Stelle ein Drittel des Publikums auf und verließ empört zischelnd den Saal. Ein simpler Film, ein Mord und die Hinrichtung des Mörders in Realzeit, ohne Pathos und Engagement, der beklemmendste Film also, den ich seit langem gesehen habe.

In Cannes ist der „Kurze Film...“ mit einem Trostpreis abgespeist worden. In Berlin hat er den „Felix“ als bester europäischer Film des Jahres bekommen. Vielleicht war Isabelle Huppert nur eine mutige Jury-Präsidentin. Aber allein, wenn ein Film wie dieser, der sonst kaum eine Chance hätte, durch den „Felix“ Verleiher in Westeuropa findet, haben sich die 5,5 Millionen Mark Aufwand fürs Spektakel gelohnt.

Thierry Chervel

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