Kandidatenkür in Chile

■ Chiles Christdemokraten einigen sich auf Parteirechten Patricio Aylwin als Präsidentschaftskandidaten / Sechzehn Parteien des Oppositionsbündnisses müssen noch zustimmen / Wahl im Dezember 1989

Santiago (afp/taz) - Chiles Christdemokraten haben sich mit großer Mehrheit für ihren Vorsitzenden Patricio Aylwin als Präsidentschaftskandidaten der Opposition ausgesprochen. In einer parteiinternen Wahl bestimmten die 37.000 Parteimitglieder die Delegierten für den für Mitte Dezember anberaumten Parteitag, wo der Bewerber nominiert werden soll.

Aylwin kann nach den nun veröffentlichten Ergebnissen mit den Stimmen von 149 Delegierten rechnen. Seine innerparteilichen Rivalen Eduardo Frei, Sohn des gleichnamigen Ex-Präsidenten, und Gabriel Valdes, früherer Parteichef, verfügen über je 59 Anhänger in der Versammlung. Die Christdemokraten wollen ihren Favoriten den 16 anderen im Oppositionsbündnis „Nationales Kommando für die Demokratie“ zusammengeschlossenen Parteien als gemeinsamen Kandidaten bei der Präsidentschaftswahl vorschlagen, die verfassungsgemäß im Dezember nächsten Jahres stattfinden soll.

Patricio Aylwin, der während der Plebiszitkampagne offizieller Sprecher des oppositionellen „Kommando für das Nein“ (zu Pinochet) war, hat als Exponent des rechten Flügels der Christdemokratie gegen die Stimmen der Parteijugend und der studentischen Organisation im Sommer 1987 die Parteiführung übernommen. 1973 war er schon einmal Parteipräsident, als Pinochet gegen die Linksregierung des Sozialisten Salvador Allende putschte. Aylwin hatte damals ziemlich unverhüllt eine Intervention der Militärs gefordert.

Doch das nimmt dem Christdemokraten die heutige Opposition kaum mehr übel. Auch der Sozialdemokrat Ricardo Lagos, Präsident der von ihm vor einem Jahr gegründeten „Partei für die Demokratie“ (PPD) und wohl populärster Führer der Opposition, hat sich schon vor Wochen damit einverstanden erklärt, daß die Christdemokratie als stärkste Partei den gemeinsamen Präsidentschaftskandidaten der Opposition stellen soll.

Die Kandidatur eines Sozialisten - und sei er auch noch so gemäßigt wie er selbst -, so befürchtet Lagos, würde von der rechten Christdemokratie nicht akzeptiert und schon gar nicht von der noch weiter rechts stehenden Nationalen Partei, von der eine Fraktion am 5.Oktober offen gegen eine Kandidatur Pinochets aufgetreten ist. Schon um zu verhindern, daß zwei Kandidaten gegen einen künftigen Kandidaten der Diktatur antreten, um dann - wie im Fall Südkorea - eine Niederlage zu erleiden, wird wohl Aylwin als gemeinsamer Kandidat der Opposition akzeptiert werden.

thos