Wörner: Perestroika dank Nato

■ Der Nato-Generalsekretär machte seinen Antrittsbesuch an der Heimatfront

Bonn (taz) - Der Nato-Generalsekretär Wörner sieht die sowjetische Reformpolitik als Erfolg des westlichen Militärbündnisses an: „Ohne Nato keine Perestroika“, verkündete er gestern bei seinem Antrittsbesuch in Bonn. „Der Osten wendet sich zum Westen, nicht umgekehrt - unsere Werte bestimmen die Tagesordnung.“ Da sich in der bundesdeutschen Bevölkerung nur noch eine Minderheit aus dem Osten bedroht fühlt, plädierte Wörner dafür, die „Bedrohungsbilder zu differenzieren.“ Entscheidend dürfe nicht mehr sein, ob der „Normalbürger“ Angst vor einem Krieg habe, sondern die „Verteidigungsbereitschaft“ müsse mit Vorstellungen von „Souveränität und Handlungsfähigkeit“ verknüpft werden.

Das Reizthema „Modernisierung“ spielte Wörner als „Wirksamhalten von Waffen“ herunter und vermied klare Aussagen. Er deutete an, daß eine Entscheidung bei der Vorlage eines strategischen Gesamtkonzepts auf der Nato -Tagung im Frühsommer fallen müsse. Die Bundesregierung wird bei der kommenden Tagung der Nato-Verteidigungsminister den Vorschlag einer europäischen Division unter Beteiligung von Großbritannien, Belgien und den Niederlanden einbringen. Dieser Großverband soll keine symbolische Bedeutung wie die deutsch-französische Brigade haben, sondern militärische Aufgaben im Nato-Nordbereich übernehmen. Politisch soll damit dem Mißtrauen, Bonn strebe eine ausschließliche Militärkooperation mit Frankreich an, entgegengewirkt werden.

cw