40 Mark oder Streik!

■ DozentInnen der Volkshochschule beendeten Aktionswoche mit einer Demonstration / KursteilnehmerInnen zeigten Verständnis / Franke bietet 35 Mark pro Stunde

Auf Warnstreik folgt Streik, wenn der Bildungssenator die Honorare der Volkshochschul-DozentInnen nicht auf 40 Mark pro Stunde erhöht. Das beschlossen 150 KursleiterInnen gestern auf ihrer Vollversammlung. Außerdem verlangen sie die umgehende Auszahlung von Honoraren, die teilweise seit drei Monaten ausstehen (vgl. taz vom 25.11.). Mit einem Besuch bei der Bildungsbehörde demonstrierten die freiberuflichen VHS-LehrerInnen, daß sie nach 17 Jahren ohne Honorarerhöhung nicht länger mit sich spaßen lassen.

Eine positive Bilanz des viertägigen aktiven Warnstreiks zog Frank Drecoll: Bei dem „ersten erfolgreichen Streik seit 17 Jah

ren“ hätten mehr als 200 KursleiterInnen bei der Streikzentrale über Aktionen in ihren Kursen berichtet oder um Tips gebeten. Die KursteilnehmerInnen hätten viel Verständnis gezeigt. Sie schrieben an den Senator und hängten Transparente ans VHS-Gebäude. Hauptschulabschluß -Lehrgänge demonstrierten durch Vegesack, ein Kurs Aktzeichnen malte einen liegenden Akt zum Thema: Die Volkshochschule am Boden.

Die VHS-Billig-Honorare stammen von 1971, als festbesoldete LehrerInnen sich am Abend ein kleines Zubrot verdienten. Heute lebt die Mehrheit der KursleiterInnen ausschließlich von den Honoraren. Weil sie nicht anderswo eine Stelle haben, müssen

sie Kranken- und Rentenversi cherung davon bestreiten. Arbeitgeberanteile sind für die FreiberuflerInnen nicht vorgesehen. Vorbereitungszeiten werden nicht gezahlt, in der vorlesungsfreien Zeit und bei Krankheit fließt kein Pfennig.

Das war nicht immer so. Bis 1978 waren alle KursleiterInnen mit mehr als sechs Unterrichtsstunden pro Woche sozialversichert. Damit waren sie auch wahlberechtigt für den Personalrat. Weil wegen der zahlreichen KursleiterInnen laut Gesetz ein Personalratsmitglied freigestellt werden mußte, machten die Hierarchen kurzen Prozeß. Sie erklärten die DozentInnen zu FreiberuflerInnen, ohne die Honorare für

eine eigenständige soziale Absicherung angemessen zu erhöhen.

Einen erfolgversprechenden Tip zur Eintreibung von Honorarforderungen gab eine beherzte Kursleiterin, die sich schon zweimal ihr Geld bei der Senatskomission für das Personalwesen (SKP) direkt abgeholt hat. Sie hatte einfach in der Behörde verkündet, sie werde erst mit dem Honorar in der Tasche abziehen.

Bildungssenator Franke hat derweil Gesprächsbereitschaft signalisiert: Per Radio hat er 35 Mark pro Stunde angeboten.

Gaby Mayr

Nächster Treff der KursleiterInnen: Deputationssitzung am 15.12., 10:30 Uhr, Rembertiring 8-12, Raum 118.