„Vaterlandsverräter“

■ „Reichswehrstraße“ wird nach Deserteur umbenannt

Berlin (taz) - „Feiglinge, Vaterlandsverräter und Kameradenschweine.“ Mit solch wenig schmeichelhaften Ausdrücken werden Deserteure in der Regel bedacht. Ehrt man sie ausnahmsweise mal, dann anonym als „Denkmal für den unbekannten Deserteur“.

Dortmunder Kommunalpolitiker haben jetzt einen beispielhaften Entschluß gefaßt: Die „Reichswehrstraße“ wird in „Alfons-Spielhoff-Straße“ umbenannt. Die Dortmunder würdigen damit einen Nazi-Gegner und „Wehrkraftzersetzer“, der 1944 in Frankreich aus der Wehrmacht desertierte und nach dem Krieg aktives Mitglied der lokalen Friedensbewegung war. Spielhoff starb 1987.

Die Initiative zur Straßenumbenennung ging von einer Stadtteilgruppe der Grünen aus. Auf dem Stadtplan fand sie etliche Generäle, Befehlshaber und die Reichswehr verewigt, den „Totengräber der Weimarer Republik“. Auf der Suche nach einer Namensalternative dachten die Grünen und andere an eine „Person, die die Gegner und Opfer des Militarismus symbolisiert - vielleicht ein Deserteur“ wie Alfons Spielhoff, früherer Kulturdezernent der Stadt und Mitbegründer der Humanistischen Union. Die SPD konnte sich mit dem Gedanken anfreunden, die CDU empfand es als „Zumutung für den Bürger, mit diesen ideologisch eingefärbten Forderungen konfrontiert zu werden“. Sie lehnte den Antrag in der Bezirksvertretung ab, der jetzt von der Verwaltung realisiert werden muß.

peb