Militärrevolte in Argentinien beendet

■ Prädident Alfonsin versichert, keine Zugeständnisse gemacht zu haben / Argentinische Öffentlichkeit skeptisch / Sogenannte regierungstreue Soldaten griffen trotz Anordnung Alfonsins nicht ein / Zwei Zivilisten und ein Polizist getötet

Buenos Aires (afp/ap/taz) - Die Meuterei von etwa 400 argentinischen Soldaten ist am Sonntag abend beendet worden. Präsident Alfonsin versicherte in einer landesweit ausgestrahlten Rede, die Regierung habe keine Zugeständnisse gemacht. Allerdings erklärte er nicht, wie es zur angeblich bedingungslosen Kapitulation der Soldaten gekommen ist, die sich in einer Kaserne in einem Vorort von Buenos Aires verschanzt hatten.

Die Kaserne war von sogenannten regierungsloyalen Armee -Einheiten umstellt worden. Doch haben sich der argentinischen Nachrichtenagentur 'Diarios y Noticias‘ zufolge mindestens eine Luftlandebrigade und eine Infanteriebrigade dem Befehl widersetzt, gegen die Meuterer vorzugehen. Der Kommandeur der 4.Luftlandebrigade, General Adolfo Patricio Etcheun, habe offen bekannt, mit den Forderungen der Revoltierenden einverstanden zu sein. Diese hatten neben Solderhöhungen und einer Umbesetzung der Militärspitze vor allem eine Generalamnestie für alle Militärs gefordert, die wegen ihrer Verbrechen während der Militärdiktatur 1976 bis 1983 zu langjährigen, zum Teil lebenslänglichen Strafen verurteilt wurden.

Bei Auseinandersetzungen vor der Kaserne der Meuterer wurden am Sonntag abend zwei Zivilpersonen und ein Polizist getötet. Als sich die sogenannten regierungstreuen Truppen, die Befehl hatten, die Kaserne zu stürmen, zurückzogen, wurden sie von einigen tausend Demonstranten als Feiglinge beschimpft. Als dann noch Steine flogen, feuerten die Soldaten zum Teil mit automatischen Waffen aus ihren Fahrzeugen.

Stunden später legten die Meuterer ihre Waffen nieder. Der Anführer der Rebellion, Oberst Mohamed Ali Seineldin, befinde sich in Haft, verkündete Alfonsins Pressesprecher Ignacio Lopez noch am Sonntag abend. Gegen ihn werde ein militärisches Gerichtsverfahren angestrengt.

Präsident Alfonsin selbst sprach nach dem Ende der Meuterei dem obersten Heereschef, General Dante Caridi, sein Vertrauen aus. Ein hoher Militär hatte zuvor berichtet, General Caridi habe sich bereiterklärt, von seinem Posten als Generalstabschef zurückzutreten und damit einer Forderung der Meuterer nachzukommen.

Die Behauptung der Regierung, daß sie keinerlei Zugeständnisse gemacht habe, wird in der argentinischen Öffentlichkeit aufgrund der plötzlichen, umstandslosen Kapitualition der meuternden Soldaten stark in Zweifel gezogen.

thos