Journal am Morgen zum 1000.

■ Seit vier Jahren sendet der kleinste ARD-Sender, Radio Bremen, von 7.05 bis 10 Uhr „Kultur live“: Die Redaktion des „Journal am Morgen“ wird darum 26. Mitglied im taz-Culture-Club am Mittwoch

Ein Gespräch mit Jörg-Dieter Kogel, Abteilungsleiter von „Kultur aktuell„

Radio Bremen ist der kleinste ARD-Sender, aber auch der einzige, der seit vier Jahren jeden Morgen drei Stunden Kultur live senden kann. Der Bayrische Rundfunk hat im Vergleich nur zweimal drei Minuten Kultur-Sendezeit zur Verfügung. Wie erklärt sich diese Diskrepanz?

Jörg-Dieter Kogel: Radio Bremen (Hörfunk und Fernsehen) ist sicherlich in vielerlei Hinsicht einmalig in der ARD. Das erklärt sich so: Wir haben eine Programmdirektorin, die, als sie nach Bremen kam, gottseidank erkannt hat, daß Kultur und Kultur im Radio immer wichtiger

wird, und sie hat völlig zu Recht gesagt, wir sollten mal etwas probieren, was die anderen nicht machen können, nicht machen dürfen. Das war die eine günstige Startbedingung, die andere Bedingung war, daß es fünf Kollegen gab und viele Feste Freie, die sich gesagt haben: Wir sind zwar die kleinste Anstalt, aber wir machen hoffentlich nicht nur quantitaiv, sondern auch qualitativ in der Kultur etwas, was in der ARD seinesgleichen sucht.

Es gibt Kritiker, die der Journal-am-Morgen-Redaktion vorwerfen, die Sendung sei nach ein, zwei Jahren verschlafen geworden. Teilen Sie diese Sicht oder anders: Hat sich das Konzept in den vier Jahren verändert?

In Bremen ist alles ein bißchen anders, auch was die Kritik angeht. Es gibt ernstzunehmende Kritik, und es gibt Kritik, die wir nicht besonders ernstnehmen, sofern sie ideologisch oder persönlich motiviert ist. In der Tat hat es Stimmen gegeben, die fanden, daß sich das Journal nicht weiterentwickelt hat, das sehen aber die Macher des Journals und auch viele Hörer sicherlich anders, denn wer das Journal bis zur 1000. Sendung verfolgt hat, der wird Sendeplätze, die wir vor vier Jahren hatten, heute nicht mehr wiederfinden und umgekehrt wird er andere finden, die es damals noch nicht gab. Eine der Stärken der Redaktion war, daß wir nicht am Anfang ein fertiges

Produkt hatten, das wir jeden Tag wiederholt haben, sondern immer nachgedacht haben, wie man etwas anders machen kann. Wir machen nicht die übliche Service-Wellen-Berieselung, wir machen nicht das übliche Radio, sondern wir wollen Kultur hintergründig, originell, ungewöhnlich präsentieren. Es kommt uns dabei auf die Form an, wir lassen nicht Opern-und Theaterrezensionen im Stil der 50er Jahre verlesen, sondern wir versuchen mit denen, die Kultur machen, ins Gespräch zu kommen.

Wir haben uns auch Verstärkung von außen geholt, haben bekannte Moderatoren nach Bremen verpflichten können, Manuela Reichert, Cora Stephan, Hilke Schlaeger, und ich denke, daß wir u.a. auch mit deren Hilfe dieses Kultur-Radio -am-Morgen auch weiterentwickelt haben, daß wir anfängliche Schwächen überwunden haben.

Gibt es Sendungen, an die Sie sich besonders erinnern?

Es hat natürlich einige Sendungen gegeben, an die man sich besonders erinnert: Es gab eine Zeit, in der wir mit einem Ü -Wagen in die Region gefahren sind, haben aus dem Überseemuseum in Bremerhaven gesendet, aus dem Bremer Hauptbahnhof, aus dem Bremer

Bürgerpark, das war für den Typus Kulturredakteur, so wie er bis dahin üblich war, etwas sehr Neues. Wir haben das ausprobiert, und haben es, obwohl es spannend war, doch nicht weiter gemacht, weil wir das Kulturradio in eine andere Richtung hin entwickeln wollten: Wir wollten mehr mit Kulturmachern zu reden, sofern sie gut sind: Nicht jeden, der auf einem Kamm blasen und Prosa in Zeilen brechen kann, hebeln wir ins Programm. Wir achten strikt darauf, daß bei uns solche Leute vors Mikrophon kommen, die was können. Bei uns reden Kritiker wie Marcel Reich-Ranicki, Joachim Kaiser und Rolf Michaelis, was nicht heißt, daß wir nicht auch Kulturschaffende zu Wort kommen lassen.

Unsere Maxime: Wir nehmen nur das ins Programm, was unserer Überzeugung nach einfach gut ist.

Wie groß ist der Anteil lokaler Berichterstattung im Vergleich zur überregionaler?

Wir haben uns entschieden, sowohl regionale und überregionale Sendungen zu machen, für uns galten die Kriterien: die Sendungen sollen interessant, originell und unterhaltsam sein. Das Gespräch führt

Regina Keiche