Null ouvert

■ Noch 'ne deutsche Komödie: „Fifty-Fifty“ von Peter Timm

„Zu Hause im Fernseher hätten wir das aber nicht bis zum Schluß geguckt“, meint Monika, die typische Kino -Endverbraucherin. Aber reingeguckt hätten wir trotzdem, denn Timms Erstlingsfilm „Meier“ - ein Zoni auf West-Urlaub, der die Erfurter Rauhfasertapete wieder von Westen nach Osten schleppt - war einfach gut.

In Fifty-Fifty ist das bekannte Szenario versammelt, das uns deutsche Komödien immer als Außenseiter verkaufen wollen: Zuhälter, Zocker, Hobby-Huren und Bankräuber. Dieser trägt eine Kohl-Maske: damit wir was zum Lachen haben. Wenn er sie wenigstens tragen würde, weil er so unglaubliche Segelohren hat: Dieser Witz ist dem Regisseur schon zu subtil. Er setzt auf die derben Mittel: Eine „amour fou“ des Kriminalfilms, gespickt mit gesellschaftsverändernden Ansätzen. Der Täter ist ein neurotisches Neureichensöhnchen, so sympathisch, wie die Geiseln durchtrieben sind: Sie kennen das „Milieu“ und wollen selber die Kohle.

Auf der anderen Seite die „ehrenwerte“ Gesellschaft: korrupte, lahme und unfähige Polizeikommissare, die übel schwitzend hinter ihrem Schreibtisch hocken, Polizeibeamte, denen ihre Trotteligkeit schon ins Gesicht geschrieben ist, und eine Bevölkerung, die so dumm wie dick ist.

Der Kampf um die Kohle bleibt unspektakulär: Die Fronten zwischen Gut und Böse sind so klar gezogen, wie sie sich Anfang der siebziger Jahre noch darboten. Fifty-Fifty langt zu wie seinerzeit die alternative Umdrehung des Volkstheaters zwecks Entkleidung des wahren Gesichts des Schweinesystems. Bloß kennen wir diese Variante der Enttarnung schon, so daß selbst Monika jetzt weiß, daß dieser Zuhälter-Schröder - zäh wie er ist - noch nicht richtig tot ist, sondern nur eine dramaturgische Pause einlegt. Wie Timm über weite Strecken mit seinen Figuren umgeht, ist schlicht denunziatorisch, dabei will er nicht mal jemanden richtig treffen.

„Fifty-Fifty“ bleibt ein harmloser Kleine-Jungen-Klamauk, nach der Art, mit der man beim Modelleisenbahnspielen gerne mal volle Pulle über den unbeschrankten Bahnübergang donnerte. Die letzten Zweifel an der Qualität seines Humors räumt Peter Timm in einem Interview aus dem Wege: Auf die Frage, ob er denn bei dem Gladbecker Geiseldrama in diesem Sommer kein schlechtes Gewissen bekommen habe, weil er Geiselnehmer als sympathische Figuren darstelle, weiß er nicht Besseres zu antworten als: „Zumindest haben die nicht bei uns abgeguckt.“ Zum Abgucken gab es da wirklich nichts.

Lutz Ehrlich

Fifty-Fifty von Peter Timm, mit Heinz Hoenig, Dominique Horwitz, Susanne von Borsody, Gert Haucke, BRD 1988