Erste SchülerInnen-Demo in Berlin

■ Forderung der Noch-nicht-StudentInnen: Mehr Mitbestimmung in der Schule / Eier für den Sitz der Schulsenatorin / Am Freitag abend 10.000 DemonstrantInnen in Freiburg, 4.000 in Marburg

Freiburg/Berlin (taz) - Nach den Studenten sind am Wochenende in Berlin auch die Schüler auf die Straße gegangen. Rund 700 SchülerInnen demonstrierten für mehr Mitbestimmung in schulischen Gremien und gegen den Unterrichtsausfall durch die anstehende Arbeitszeitverkürzung für Lehrer. Mit Transparenten und Sprechchören unter dem Motto: „Doof geboren ist keiner, doof wird Mensch gemacht“ zogen die SchülerInnen vor den Amtssitz der Berliner Schulsenatorin Hanna-Renate Laurien. Dabei flogen etliche rohe Eier gegen das Gebäude und die davor postierte Polizei. Die Demonstration war auch als Solidaritätsakt für die streikenden StudentInnen gedacht. Zur gleichen Zeit demonstrierten in der Stadt rund 500 Menschen gegen die akute Wohnungsnot. Mit der Forderung nach „Wohnraum für alle“ setzten die DemonstrantInnen Aktionen der letzten Tagen fort: Unter anderem bauten ArchitekturstudentInnen auf dem zentralen Wittenbergplatz Holzhütten und „Papp-Paläste“. Außerdem hatten die Studenten ein „Großes Wohnbetteln“ veranstaltet, bei dem Kudammpassanten Wohnraum vermieten sollten.

In Freiburg wurde am Freitag die abendliche Demonstration zu einem vorläufigen Höhepunkt des Streiks an der Uni. Statt der zunächst gemeldeten 2.500 TeilnehmerInnen nahmen im Laufe des frühen Abends fast 10.000 Menschen an dem Protestmarsch teil. Dabei standen die Forderungen nach Gleichberechtigung der Frauen an der Universität, die drittelparitätische Mitbestimmung in allen Universitätsgremien sowie ein jährliches Zwei-Milliarden -Notprogramm zur Überwindung der Misere an der Hochschule im Vordergrund. An der Demonstration nahmen auch Professoren und Schüler teil. Mit Freiluftvorlesungen auf dem Freiburger Münsterplatz soll in den nächsten Tagen auf den Uni-Notstand weiter öffentlich aufmerksam gemacht werden.

Auch in Marburg war die Protestdemo vom Freitag weit größer als zunächst gemeldet. In der kleinen Universitätsstadt füllten zu guter Letzt 4.000 Menschen die Straßen. Am Dienstag wollen sich die StudentInnen zur Großdemo in Wiesbaden treffen.

cb/bp