Über SLOV und STEO

„Bitte, was sollen wir tun“, fragen die maßgeblichen Männer von Forschung und Politik in den Niederlanden. „Was sie tun sollen“, sagen die Frauen, die hohe Positionen in der Welt der Frauen haben, nicht aber in der Welt der Männer, “ das ist:...“ Solche Worte leiten lange Listen von Wünschen und Forderungen ein.

Die Wissenschaftlerin und Femininstin Ricky van Og berichtete auf der Berliner Tagung über Ansätze der Forschungsförderung in den Niederlanden. Heute besitzen die Niederländerinnen sechs Lehrstühle speziell für Frauenforschung. Daneben aber haben sie zwei wichtige Institutionen, die ausschließlich zur Förderung von Frauenforschung da sind. Damit sind die Niederlande der Bundesrepublik einen großen Schritt voraus.

Seit 1982 gibt es die „Stichting Landelijk Overleg Vrouwenstudies“ (Stiftung Beratungsgremium für Frauenforschung). SLOV ist ein autonomes Diskussionsforum für Studentinnen und Professorinnen, hier wird Frauenforschung inhaltlich und interdisziplinär besprochen. SLOV bringt neue Diskussionen hervor, neue Inhalte und neue Strategien.

SLOV gibt alle zwei Monate eine kleine Zeitung heraus, die über die Diskussionsergebnisse berichtet. Viel ausrichten kann die SLOV auf politischem Gebiet nicht, aber auch sie kann Druck machen und bietet Möglichkeiten, sich relativ leicht zusammenzurotten.

Möglichkeiten für Kontrolle und Einfluß, wenn auch bei weitem nicht ausreichend, hat die STEO (Fördergruppe Emanzipationsforschung), der auch Ricky van Og angehört. Sie ist das Beratungsgremium der Regierung, das zur Förderung von Frauenforschung eingesetzt wurde. Die STEO wurde 1985 für sechs Jahre eingerichtet. Danach, so hoffte die Regierung sei Frauenforschung integriert. Heute aber, so Ricky van Og, glaube niemand mehr daran. Ob es eine Nachfolgerin von STEO geben wird, ist allerdings noch offen.

STEO hat für Gelder zu sorgen, sie muß den Maßgeblichen auf die Füsse treten. Ihre Hauptaufgabe ist, darauf zu achten, daß sowohl an den Universitäten und Hochschulen als auch von Stiftungen und individuellen Forschern mehr Frauenforschung gemacht wird und daß „vernachlässigte Emanzipationsaspekte“ in die allgemeine Forschung integriert werden.

Der Fonds von STEO beträgt 820.000 Gulden im Jahr, das ist sehr wenig Geld. „Aber es ermöglicht, Studentinnen z.B. Materialkosten für ihr Praktikum oder ihre Diplomarbeit zu erstatten, und es bezahlt beispielsweise bei der Veröffentlichung in einer ausländischen Zeitung die Übersetzung.“ Die STEO veröffentlicht regelmäßig Bestandsaufnahmen über Theorie und Forschung. Eine dieser Studien, „Die Kraft der Macht“, kam vor kurzem heraus und handelt von der Anwendung der sozialwissenschaftlichen Machttheorien in der Frauenforschung. STEO hat sieben MitarbeiterInnen, einschließlich der Vorsitzenden, die vom Minister für soziale Angelegenheiten und Arbeit ernannt wird. Im Büro der STEO arbeiten drei wissenschaftliche MitarbeiterInnen und zwei SekretärInnen.

STEO erstellt Gutachten und nimmt Untersuchungen und Veröffentlichungen aus verschiedenen Bereichen kritisch unter die Lupe. Überall, wo in Forschungsarbeiten die weibliche Sicht fehlt oder vernachlässigt ist, stattet STEO den entsprechenden Organisationen einen Besuch ab und fordert dazu auf, den Frauenstandpunkt miteinzubeziehen. Vor einem Jahr organisierte STEO einen Kongreß zur Zukunft von Frauenforschung. Ein Ergebnis sind die „Spitzengespräche“, die jetzt drei- bis viermal im Jahr stattfinden. An diesen Gesprächen nehmen die Personen teil, die im Bereich der Forschungspolitik und Forschungsfinanzierung hohe Ämter bekleiden. „Es ist aber Unsinn,“ meint Ricky van Og, „daß dadurch schon ein Zugang zum „old boys network“ geregelt wäre.“

Maria Neef-Uthoff