V-Mann bleibt bei seinen Aussagen

■ Berliner Untersuchungsausschuß vernimmt früheren V-Mann Telschow / Er bekräftigt seine Aussage, Pätzold ausspioniert zu haben / Auch nach der IWF- und Weltbank-Tagung für den Dienst fleißig gearbeitet

Berlin (taz) - Der Berliner V-Mann Steffen Telschow blieb auch gestern vor dem Parlamentarischen Untersuchungsauuschuß bei seinen früheren Angaben über seine Verbindung zum Verfassungsschutz. Telschow bekräftigte erneut, daß sein Verbindungsmann „Max“ ihn nach seinem ersten Treffen mit dem Mitglied der parlamentarischen Kontrollkommission, Erich Pätzold, zum wiederholten Besuch aufgefordert hat. Mit besonderem Interesse habe der VS-Mann dabei der Herkunft der von Pätzold öffentlich erhobenen Vorwürfen gegen das Landesamt nachgespürt.

Bei einem Treffen mit dem Kontaktmann am 15.November, bei dem der frisch geworbene V-Mann dem Führungsbeamten von seinem ersten Besuch bei dem SPD-Mitglied am 4.November informierte, habe er „sofort den Kugelschreiber ausgepackt und mitgeschrieben“. Max hätte ihm weiter erklärt, aus seinen detailgetreuen Beschreibungen lasse sich die undichte Stelle im Landesamt „herausfiltern“. Nach dem Bericht über das Gespräch mit Pätzold „hat er mir ans Herz gelegt, daß es gut wäre, wenn ich das wieder mache“. Das zweite Treffen mit Pätzold fand dann auch am gleichen Tag und nur wenige Stunden später statt. Zur Berichterstattung hatte sich Teschow noch für den gleichen Abend mit seinem V-Mann-Führer verabredet. Auch von einem Abbruch der Beziehungen des VS zu Telschow, nach dessen Verurteilung wegen Landfriedensbruch, kann keine Rede sein. VS-Chef Wagner hatte in der Sitzung vom Dienstag erklärt, nach einer Anweisung des Innensenators vom 4. September habe Telschow keinerlei Aufträge des Amtes mehr erhalten. Der Ex-Mann des VS sagte dagegen gestern aus, er habe auch danach noch über 200 Fotos zur Identifizierung vorgelegt bekommen. Auch auf eine Gruppe namens „Proletarische Aktion“ sei er erst nach seiner Verurteilung angesetzt worden. Sein Auftrag hätte gelautet, sich in diese Gruppe, die der VS zweier Anschläge verdächtigt, zu integrieren. Sein Führungsbeamter „Max“ habe im zwar gesagt, daß er sich in einer „Anlernphase“ befinde, er hatte ihm aber gleichwohl in Aussicht gestellt, daß er nach fünf Jahren Arbeit für den VS 150.000 Mark auf ein Konto erhalte.

In der Verurteilung hätte „Max“ kein besonderes Vergehen sehen können. Vielleicht sei es sogar ganz gut gewesen sei. Telschow hätte damit Erfahrungen sammeln können, die andere nicht einmal in zehn Jahren machten. Telschow: „Es sollte ganz normal weitergehen, und es ging ganz normal weiter.“

Till Meyer und Wolfgang Gast