Der Mann für alle (26) Fälle: Peter Strohm, 4.1.89, ARD, 20 Uhr 15

he's a loosehe's a dreamehe's a man

(Mandy Winter, Titelmelodie

(Peter Strohm, 4.1.89, ARD, 20 Uhr 15) Er hat die routinierte Jovialität eines Mannes, der berufsmäßig an Krankenbetten sitzt und den bestrickenden Charme eines Seht-alle-her-ich-bin-es-TV-Stars: Peter Strohm (Klaus Löwitsch), Mitglied der Sonderkommission für organisierte Kriminalität in Hamburg, Schrecken aller Frauen und seiner Vorgesetzten, ist der neue deutsche Fernseh-Krimiheld, der die Predigten seines Vorgängers, Pastor Wiegand, auf seine Art fortsetzt. Als einsamer Streiter für das Gute und Schöne trat er am Mittwoch abend in dem Pilotfilm zur neuen TV -Serie, die ab kommenden Montag in zweimal dreizehn Folgen ausgestrahlt wird, gegen Unrecht und Kriminalität an - mit der Souveränität eines Kämpfers, der noch weiß, worauf es im Leben ankommt.

Die Herren Schimanski, Palu und ihre vielen Kollegen, die alle für den Tatort streiten (der im übrigen für die neue Serie Pate gestanden haben soll), haben einen ernsthaften Konkurrenten bekommen. Denn genau wie sie ist auch Peter Strohm auf Langeweile, Einfallslosigkeit und die Wiederholung des Immergleichen abonniert. Als der geborene Mann für Kompromisse, als spitzfindiger Saubermann sucht Strohm seine Gegner - oft gegen den Willen seiner Vorgesetzten, aber nie gegen die Dienstvorschriften, die er, wenn's drauf ankommt, auch immer parat hat.

Gegner gab's diesmal gleich zwei. Der eine, glatzköpfig wie Strohm selbst, ein Bösewitz, wie sein Name Rabanus schon andeutet, läßt seine Geschäfte gerne von Killern ausüben. Gleich zu Beginn dürfen die ihr handwerkliches Können zeigen. Piffpaff, der V-Mann, der entdeckt wurde, fällt tot um. Rabanus steckt natürlich dahinter, das weiß auch die Polizei, es fehlen noch die handfesten Beweise. Der andere Gegner muß jemand aus den eigenen Reihen sein, ein sogenannter Maulwurf.

Die falsche Fährte führt in endlos langen 80 Minuten zu Dr.Wegener, Chef des Einsatzkommandos, die richtige erst in den letzten fünf Minuten zu Strohms Kollegen Regenhardt, der sich bei einer frühen Verfolgungsjagd außer Gefecht gesetzt hat und der im weiteren Filmverlauf vom Krankenhausbett seinem Auftraggeber Rabanus zuarbeitet.

Herr Strohm hat, wie alle deutschen TV-Kommissare, natürlich auch ein Privatleben. Das verbringt er gerne in seiner hübschen Maisonette-Wohnung über den Dächern Hamburgs oder, wie weiland Hans-Jörg Felmy, bei seiner „alten neuen Flamme“ Margot, die sich ohne weiteres in die Aufklärungsgeschäfte ihres Liebhabers einspannen läßt. Ohne List und Tücke, aber immer nah an der organisierten Peinlichkeit, arbeitet sich Strohm mit ihrer Hilfe zäh und unverdrossen durch den Fall. Dabei tappt er ab und an auch mal in ein Fettnäpfchen, sehr zum Ärger seines Chefs, der schon mit Kündigung droht. Das ist Absicht. Denn am Ende dieses (Pilot-)Films, so wissen wir, quittiert Strohm seinen Dienst, sagt den leidigen Dienstvorschriften Ade und wird Privatagent. Aber auch dann bleibt er sicher das, was er ist: ein Archetyp vom ältesten Stoff, ein Retter und Helfer, ein moderner Ritter der Gerechtigkeit, eben ein deutscher Krimi-Held.

Die Fernsehserie Oh Gott, Herr Pfarrer, hat, wie dpa berichtet, bei den Zuschauern mehr Respekt vor Pfarrern ausgelöst als das Wort zum Sonntag. Die Nachfolge-Serie Peter Strohm arbeitet Hand in Hand mit der Sendung Aktenzeichen XY - ungelöst. Fortsetzung folgt.

Regina Keichel