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Wellenbrecher

Teuer war's, die Krach- und Lärmproduktion, mit der westliche Radiosender im Ostblock bekämpft wurden. Jetzt verriet es die 'Prawda‘: Fünf Milliarden Dollar gab man pro Fünf-Jahresplan-Programm über Jahrzehnte nur dafür aus, um mit Gequietsche, Pfeiftönen und schrillen Synthesizersequenzen jeglichen Rundfunkgenuß zu verderben, den „Bourgeoise-Wühlsender“ wie „Radio Free Europe“ und „Radio Liberty“ über Kurzwelle in die andere Hälfte Europas strahlten. „Argumente wären billiger gewesen“. Eine Einsicht, die den Genossen im Kreml erst letzten Sommer durch den Kopf blitzte, als sie zum „Zeichen der Entspannung“ Hunderte Relaisstörer abschalteten. Doch es dauerte noch ein paar Monate, bis ihnen der neueste Geistesblitz kam: Anstelle von Krach und Lärm könne man doch auch Musik anbieten, meint die 'Prawda‘. Die Polen, die ersten, denen das Stören kräftig auf den Geldbeutel drückte, machen es ja schon vor. Und die ungarischen Genossen wollen gar in naher Zukunft „Free Europe“ eine Korrespondentenstelle in Budapest genehmigen. Friede, Freude, free music? Nicht ganz. Einer hat Protest angemeldet und zeigt mal wieder überhaupt kein Verständnis: Nicolae Ceausescu. Der jammert, nur „vereintes Vorgehen“ könne den Sozialismus retten. Und so verbreitet er allabendlich im Alleingang für die großen Städte weiter ein Quietsch-Konzert auf Kurzwelle, für eine landesweite Abdeckung westlicher Musikprogramme fehlt ihm sowieso die Energie.

Roland Hofwiler

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