Erneuter Polizeieinsatz an der FU

■ Schlagstockeinsatz gegen BlockiererInnen der Medizingebäude an der Freien Universität in Berlin / Sonderbustransfer für StreikbrecherInnen verhindert

Berlin (taz) - In Berlin antwortete die Leitung der Freien Universität auch gestern wieder mit brutalen Polizeieinsätzen auf den fortgesetzten StudentInnen-Streik. Den ganzen Tag über blockierten Hunderte von StudentInnen alle Zugänge zu den zwei Medizingebäuden, in denen die Uni -Leitung - gegen den mit Mehrheit gefaßten Streikbeschluß der Mediziner - die Durchführung von Praktika erzwingen will.

Die Polizei versuchte immer wieder, mit Faust- und Knüppeleinsätzen Einzelnen oder kleinen Gruppen von StreikbrecherInnen einen Weg in die Gebäude freizuprügeln. Dabei wurden wieder zahlreiche StudentInnen verletzt und mehrere festgenommen.Am Nachmittag meldete der Asta der FU, daß die EbLT-Sondereinheit der Polizei zum Einsatz auf das Universitätsgelände kam.

Der Transfer mit BVG-Sonderbussen und Polizei-„Wannen“, der die StreikbrecherInnen von einem nahegelegenen U-Bahnhof polizeieskortiert zu ihren Praktikaplätzen fahren sollte, konnte gegen die Blockaden der StudentInnen nicht dauerhaft durchgesetzt werden und ist inzwischen eingestellt worden.

Augenzeugen beschrieben die Polizeieinsätze als „durchweg hart“, StudentInnen wären gezielt ins Gesicht geschlagen und in den Unterleib getreten worden. Greiftrupps stürzten sich willkürlich auf Einzelne, um sie aus den StudentInnenketten herauszuprügeln und festzunehmen.

Etwa 50 MedizinstudentInnen, die an dem Streik nicht weiter teilnehmen wollen, haben sich gestern in einem offenen Brief an den Präsidenten der FU, Heckelmann, gewandt. In dem Schreiben verurteilen die StudentInnen den brutalen Einsatz der Polizei. Die allgemeine Polizeipräsenz, heißt es weiter, bewirke eine unnötige Eskalation der Gewalt.

Eine kritische Auseinandersetzung auf akademischer Ebene werde auf diese Weise innerhalb der Studentenschaft verhindert. „Aufgrund dieser Situation haben wir heute unsere Praktika verlassen“, verkündeten die StudentInnen in ihrem Brief. Heckelmann solle sofort Polizei und Wachschutz von dem gesamten Gelände der FU abziehen lassen. Vereinzelte Rangeleien

Ein Polizeisprecher bestätigte lediglich vereinzelte Rangeleien vor den Instituten. „Einzelheiten sind mir nicht bekannt“. Ein Sprecher der FU-Studenten hingegen gab bekannt, daß zwei Personen festgenommen und „eine ganze Reihe von Leuten verletzt“ worden seien. Er sagte: „Im Moment wissen wir von drei Leuten, die im Krankenhaus liegen.“

An fast allen Fachbereichen und auch an der Technischen Universität und der Hochschule der Künste geht in Berlin der Streik der StudentInnen weiter.