piwik no script img

„Toc! Toc! Toc! Die spinnen, die Römer!“

■ StudentInnen des OSI antworten Prof. Dr. Theodor Ebert

1. Sie werfen uns „Donald-Duck-Manier“ vor und präsentieren die Parole „Von Donald Duck lernen, heißt siegen lernen!“ Falsch: Nicht Donald, sondern Dagobert Duck ist auf der Seite der Sieger! Wir aber sind belesen und orientieren uns an wirklichen Siegern. So ist einer unserer Leitsprüche die Erkenntnis des Druiden Miraculix: „Erst wenn man weiß, was Angst ist, bekommt man Mut. Nur der ist wirklich mutig, der seine Angst zu bezähmen weiß.“ (Asterix Gesammelte Werke, Band IX, Seite 48, im folgenden zitiert als AGW)

2. Wir begrüßen sehr, daß Sie in Zukunft ihre „Auftritte“ proben wollen: „So locker vom Hocker geht es eben nicht.“ Bitte fangen Sie schnell damit an! Hätten Sie Ihren Brief „mehrfach laut (Ihren) vier Wänden vorgelesen“, dann wäre er vielleicht nicht so peinlich geworden (vgl. dazu AGW Band XVII, Seite 33).

3. Wer wie Sie die großen alten Männer der Berliner Politikwissenschaft als Zeugen bemüht, der sollte Ernst Fraenkel nicht als „Fränkel“ verhunzen, wer wie Sie mit Bildung blufft, der sollte aus der „Abschiedssymphonie“ kein „Abschiedskonzert“ machen und vor allem den Komponisten nicht in „Hayden“ umtaufen. In diesem Zusammenhang: Bei besagtem Wiener Tonkünstler steigert sich die Dynamik nicht nur „zu einem Crescendo“ (ebenda), sondern da geht es knallhart mit Paukenschlägen zur Sache! Ansonsten kennen wir einen gewissen Herrn Troubadix...

4. Befremdet hat uns, daß Sie sich als Spezialist für soziale Bewegungen gerieren und gleichzeitig das Jammern über falsche staatliche Politik anfangen: „Was uns Dozenten am meisten belastet, ist der Umstand, daß unser Lehren und Forschen bei den andersartigen Bestrebungen der Regierung nur geringe Wirkung hat.“ Wenn Sie direkt danach Ossip K.Flechtheims „Einschätzung der 'Megakrise'“ ins Spiel bringen, sind wir schlicht ratlos, denn unseres Wissens nach hat sich der nie viel Hoffnungen auf eine Gemeinwohl -orientierte staatliche Politik gemacht, sondern mit Augustinus gefragt: „Was sind die Staaten den anderes als große Räuberbanden?“ (Flechtheim: Die Politologie zwischen Ideologie und Utopie, in: Gesellschaft, Recht und Politik, Wolfgang Abendroth zum 60. Geburtstag, Seiten 85 bis 105, hier: Seite 92, Neuwied und Berlin 1968). Augustinus‘ Zweifel nach dem Zerfall des Römischen Reichs wurden bereits 50 vor Christus vom gallischen Hinkelsteinfabrikanten Obelix vorgedacht, der mehrfach festgestellt hatte: „Toc! Toc! Toc! Die spinnen, die Römer.“ (Vgl. AGW Bände I bis XXV, passim, vgl. auch unten Punkt 7.)

5. Perfide ist Ihre Mutmaßung, „in einigen Jahren könnten es rechtsgerichtete Studenten oder 'nichtstudentische Gruppen‘ sein, die sich die Kontrolle über den Zugang zum Institut anmaßen“. Das sollten Sie ganz genau wissen, daß Sie da Holzhammer-Denunziation der billigsten Art betreiben, weil sich solche Probleme nicht ernsthaft stellen werden. Und wenn doch, werden die linken OSI-StudentInnen sich zu wehren wissen: „Wir müssen uns darauf einrichten, sie zurückzuwerfen. Bringt Öl zum Sieden! Wir schütten es dann von den Palisaden runter. Das wird ihr Mütchen kühlen.“ (AGW Band XXIV, Seite 24)

6. Zu Wortschöpfungen wie „Beschmierschriften“ müssen wir zum Kommentar die höchste Autorität heranziehen: „Das gibt's doch gar nicht! Nein! Das gibt es einfach nicht!“ (Majestix in: AGW Band XXII, Seite 6)

7. Ihrer Feststellung, wir hätten das „OSI in eine Wirtschaft verwandelt“, können wir mit dem bereits erwähnten Obelix nur entgegnen: „Latürnich!“ Wir sind aber auch nachdenklich geworden, denn die Geschichte lehrt uns: „Doch die Reise von Asterix und Obelix hat noch tiefgreifende und unerwartete Folgen: Die Römer, die jetzt ein Mittel gegen die üblen Nachwirkungen des Alkoholgenusses haben, ergeben sich nun erst recht dem Trunk, Ursache ihrer Dekadenz und des Zusammenbruchs ihres Reiches. Darum merket wohl: zuviel Alkohl ist aller Laster Anfang...“ (AGW Band XVIII, Seite 48; vgl. auch oben Punkt 4.)

8. Sie schreiben: „In einem sozialwissenschaftlichen Fachbereich hat man doch mitten im Kapitalismus die fabelhafte Möglichkeit, nicht-entfremdete Arbeit zu leisten.“ Das erinnert uns an ein Märchen, das so anfängt: „Wir befinden uns im Jahre 1989 nach Christus. Die ganze westliche Welt ist vom Kapitalismus beherrscht... Die ganze westliche Welt? Nein! Ein von unbeugsamen PolitologInnen bevölkertes Institut hört nicht auf, dem System Widerstand zu leisten. Und das Leben ist nicht leicht für die Kapitalistenknechte, die in An-Instituten, staatstragenden Fachbereichen, der Uni-Leitung und im Wissenschaftssenat dem Imperialismus dienen...“

9. Sie beginnen „cum ira et studio“ und enden „cum studio“. Wir schlagen für künftige Schreibversuche am Anfang und Ende „cum grano salis“ vor und enden selbst mit dem römischen Schlachtruf „pro bono, contra malum!“

In diesem Sinne mit erhobener Faust

Fraktion zur Förderung der Dialektik zwischen Revolution und Reform am bestreikten OSI

(FzFdDzRuR-OSI)

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen