AUSFALLERSCHEINUNG

■ ZDF-Liveübertragung aus dem Martin-Gropius-Bau abgesagt

Am Dienstag teilte das ZDF mit, „die Sendung 'live kunst‘, die für Sonntag, 15.Januar, um 11 Uhr als Direktübertragung aus dem Berliner Martin-Gropius-Bau vorgesehen war, fällt aus. Das ZDF sieht sich zu diesem Schritt veranlaßt, weil Wolf Vostell, einer der beiden vorgesehenen mitwirkenden Künstler, seine Beteiligung an der Veranstaltung für uns überraschend abgesagt hat. Das ZDF bedauert dies um so mehr, als es beabsichtigt hatte, eine sachliche und der hohen Qualität der Künstler angemessene Diskussion über moderne Kunst einem breiten Publikum vorzustellen.

Diese Absicht scheint uns durch die einseitige und mißverständliche Diskussion um Wolf Vostell in der Berliner Öffentlichkeit nicht mehr gewährleistet. Deshalb war auch anderen Künstlern, die zur Teilnahme bereit waren, eine Mitwirkung nicht mehr zuzumuten...“

Herr Schädlich von der Presseabteilung des ZDF verwies auf Anfrage auf die 'Bild‘ vom 7.Januar, in der in einer Kurzmeldung unter der Überschrift „'Cadillac‘ - Künstler zog die Notbremse - abgesagt“ Vostells Anwalt zitiert wird: „Herr Vostell will sich nicht bei der Arbeit an einem Kunstwerk von den zu erwartenden Besuchern verbessern oder gar beschimpfen lassen“, wobei sich 'Bild‘ auf das ZDF beruft, das seine Suche nach Teilnehmern mit den Worten versucht haben soll: „Sie sollen ermutigen, kritisieren, verbessern, loben, und, wenn es sein muß, den Künstler auch beschimpfen.“

Frau Abendstein vom Museumspädagogischen Dienst, die diese Veranstaltung im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Schauplatz Museum“ betreut, erklärte, der Text, den 'Bild‘ zitiert habe, stamme nicht vom ZDF, sondern sei wahrscheinlich durch einen Pressemitarbeiter in Neukölln, der spezifische Zielgruppen für die Veranstaltung ansprechen sollte, in die Hände der Springerpresse geraten.

Herr Vostell aber läßt sich zu keiner anderen Aussage verleiten, daß er keine Lust hat, sich beschimpfen zu lassen. Was man ja verstehen kann.

Q.