General Electric wechselt Fronten im Fusionskampf

US-Elektronik-Konzern gründet jetzt gemeinsame Tochterunternehmen mit britischem Namensvetter / Der Verlierer: Das Unternehmen Plessey  ■  Von Ulli Kulke

Das hat dem britischen Elektronik-Konzern Plessey gerade noch gefehlt bei seinem ohnehin gewagten Versuch, den Branchenriesen des Landes, General Electric Company (GEC), zu schlucken. Plesseys anvisierter Kompagnon bei diesem Unterfangen, die US-Gesellschaft General Electric will offenbar abspringen, und nun gemeinsame Sache mit der gleichnamigen, gleichwohl nicht verwandten britischen Gesellschaft machen.

Beide Generalelektriker planen jetzt, mit Joint Ventures in Europa vier Geschäftszweige mit einem Gesamtumsatz von 2,3 bis 2,6 Milliarden Dollar zusammenzulegen: Für Haushaltsgeräte, Medizintechnik, Kraftwerksysteme und elektrische Schaltungen. Die US-amerikanische Gesellschaft war seit langem darauf erpicht, über die britische GEC Zugang zum europäischen Haushaltsgerätemarkt zu erlangen.

In eben diesem Zusammenhang standen denn auch die zwischenzeitlichen Überlegungen, gemeinsam mit Plessey und möglicherweise mit der französischen Elektronikfirma Thomson sowie dem britischen Computerhersteller STC und der US -Telefongesellschaft AT+T den britischen Namensvetter einfach zu schlucken. Hintergrund dieser größten je geplanten Firmenübernahme auf der britischen Insel (Kostenpunkt: umgerechnet 22,5 Milliarden Mark) war ein Abwehrversuch Plesseys: Zuvor hatte nämlich GEC gemeinsam mit Siemens ihr Vorhaben publik werden lassen, ihrerseits Plessey zu übernehmen (siehe Tagesthema vom Donnerstag 12.1.).

Die amerikanische GE ist dabei nicht der erste, der aus Plesseys Abwehr-Konsortium ausbricht. Am Wochenende hatte auch STC verkündet, daß seine Teilnahme noch keineswegs sicher sei. Plessey droht jetzt mit dem Kadi: Pikanterweise hält man nämlich mit dem Erzrivalen und Fusionsfeind GEC eine gemeinsame Gesellschaft im Telekommunikationsbereich (GPT). Bei der Gründung dieser Gesellschaft hatte man vereinbart, daß bei weiteren Beteiligungen der beiden Muttergesellschaften jeweils der Partner das erste Recht zu Teilhabe bekommt.

Wenn nun die britische General Electric mit der US -amerikanischen General Electric gemeinsame Gesellschaften gründen, so sieht Plessey dieses Recht verletzt. Vorerst kündigte Plessey daher auch den Kooperationsvertrag mit GEC über die gemeinsame Telekommunikationstochter. Man will jetzt die Kontrolle über GPT allein ausüben.

Die neue Konstellation der britischen Fusions -Schlachtordnung dürfte auch Konsequenzen für den Münchner Siemenskonzern haben. Es ist nicht auszuschließen, daß die britische GEC, mit der Siemens ja nach wie vor gemeinsam die Übernahme des Plessey-Konzerns betreibt, nunmehr andere Kooperatonspfade eingeschlagen hat. Offiziell heißt es zwar bei Siemens, man billige das GE/GEC-Abkommen. Beobachter gehen jedoch davon aus, daß die Münchner von der neuen Situation kalt erwischt worden sind.