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DVU in anderen Tüten

■ Bremer Kuvertier-Unternehmen Gebhard Müller will künftig auf rechtsradikale Aufträge verzichten / Aufträge von Deichgraf Gerold Janssen bleiben dafür erhalten

Das Bremer Druckerei- und Kuvertier-Unternehmen Gebhard Müller hat einen Kunden weniger: Die rechtsradikale Deutsche Volksunion (DVU). Firmeninhaber Müller teilte den Wahlkampfmanagern des Nationalzeitungs-Herausgebers Gerhard Frey inzwischen mit, sie möchten sich für das Eintüten ihrer ausländerfeindlichen Propaganda ein anderes Unternehmen suchen. Er selbst werde weitere Aufträge dankend ablehnen. Müller reagierte damit auf den Wirbel, den die taz vom 13. Januar auch bei seinen Kunden ausgelöst hatte.

Einer der empörten Auftraggeber des Bremer Jungunternehmens ist z.B. der Hollerlandschützer und Vorsitzende des Deichverbands, Gerold Janssen: Auch der Deichverband hatte bislang seine Mitgliedsbeiträge in müller-kuvertierten Rechnungen erhoben. Damit müßte wohl Schluß sein, erklärte Janssen dem Kuvertier-Unternehmer: Der Deichverband könne nicht gut in einer (Kunden)-Kartei mit der DVU auftauchen. Gleichzeitig überzeugte der Deichverbands-Chef Müller davon, welchem „üblen politischen Mist“ er durch seine Dienstlei

stungen in Bremens Briefkästen verhelfe.

Auch wenn Müller in den letzten Tagen auch ganz andere Reaktionen aus Kundenkreisen erhalten hat und im Prinzip nach wie vor der Meinung ist, daß sein Unternehmen nicht für „notwendige politische Auseiandersetzungen“ und schon gar nicht für die Zensur seiner Kunden zuständig ist - die Argumente des Deichverbands-Vorsitzenden haben ihn immerhin so beeindruckt, daß DVU-Massendrucksachen künftig anderswo eingetütet werden.

K.S.

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