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Elle des Verstandes am Packhaus

■ Auf der Suche nach Hintergründen einer fristlosen Entlassung

„Das sind doch nur verletzte Eitelkeiten“, sagt Karin Schiek, seit 13 Jahren im Sekretariat und einige Jahre Geschäftsführerin des Packhaus-Theaters. Der frühere Bausenator Stefan Seifriz hatte ihr Anfang der Woche die fristlose Kündigung mündlich erklärt, gestern war die Geschäftsübergabe an Frau Eiglinski, zuständig für Öffentlichkeitsarbeit an der Hochschule für Gestaltung und Mitglied im Packhaus-Vorstand. Die Hintergründe werden die Arbeitsgerichte beschäftigen.

Unregelmäßigkeiten in der Geschäftsführung, eigenmächtige Vertragsabschlüsse und zuletzt die Umstände eines geplatzen Engagements für Franz Jungermann („Offene Zweierbeziehung“) am Weihnachtsabend '88 haben das Vertrauensverhältnis zum Vorstand des Packhaus-Vereins zerstört, der die Geschäftsführerin jahrelang gegen diverse auch hausinterne Kritiker gestützt hatte.

Eigentlich wollte im Dezember Jungermanns Partnerin Gabi Rolle aufgrund von Vorfällen in Hamburg nicht mit ihm spielen, Schieck soll gegenüber Jungermann aber einen Beschluß des Vorstands als Grund für die Absage des geplanten Engagements angegeben haben. Der Vorstand, so erklärt Vize-Vorsitzender Manfred Fluß, hat davon erst im Nachhinein erfahren und geschwiegen, weil er Karin Schieck nicht blamieren wollte - auch dann, als im „Durchblick“ Uli Reinekings Bremer Anzeiger geplaudert wurde. Als dann allerdings die Regreß-Forderungen Jungermanns auf dem Tisch des Packhaus-Vereins lagen, sei die Geduld mit den Eigenmächtigkeiten Schiecks am Ende gewesen, meint Fluß. Inzwischen hat sich Gabi Rolle mit Jungermann längst wieder arrangiert ...

Von den Theater-Gruppen, die das Packhaus nutzen, ist bisher kein Aufschrei des Protestes zu hören. Konflikte mit ihr gab es hinreichend. Zuletzt hatte das Piccolo -Kindertheater „wegen Karin Schieck“, sagt Aneke Garst, das Packhaus verlassen und das Kubo aufwendig zum Theater-Raum renoviert - am kommenden Sonntag (ab 15 Uhr) soll der Raum mit einem großen Eröffnungsfest eingeweiht werden. „Eigentlich sind alle unzufrieden gewesen“, sagt A. Garst vom „Piccolo“ über Karin Schieck. Uli Reineking dagegen verständnisvoll: „Die ganzen Theater-Sachen werden schlimm, wenn jemand von außen kommt und die Elle des normalen Verstandes anlegt.“

K.W.

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