Mord in Kalifornien

Ah Kalifornien! Sonne, Strände, Orangenplantagen. Jede Menge gut gebauter braungebrannter Menschen. Hier läßt sich's leben! Sollte man annehmen. Letzten Dienstag, kurz vor Mittag, passierte in Stockton/Kalifornien Folgendes: Ein Mann in einem Kampfanzug und einer kugelsicheren Weste zündet sein Auto an. Dann begibt er sich, bewaffnet mit einem AK-47 (Kalaschnikov) und zwei Pistolen in die Grundschule des Ortes und fängt ein Massaker an. Er erschießt fünf Schüler, verwundet 30 weitere und jagt sich dann selbst eine Kugel in den Schädel. Das ist eine wahre Geschichte und nicht der aberwitzige Anfang oder Schluß eines blutrünstigen Krimis a la David Morrell (Rambo).

Wem die Realität zu brutal ist, und wer sich mehr für die literarischen Verbrechen in Kalifornien interessiert, dem sei das Rowohlt Thriller Lesebuch Mord in Kalifornien wärmstens empfohlen. Herausgegeben worden ist die hartgesottene Anthologie von den Autoren des Southern California Chapter of Mystery Writers of America (der Orginaltitel Murder. California Style gefällt mir übrigens viel besser). Insgesamt 21 kalifornische Krimiautoren haben ihre besten Kurzgeschich ten abgeliefert. Darunter so hochkarätige wie Richard Levinson und William Link, die schon im zarten Alter von 20 Jahren ihre ersten Crime-Storys veröffentlichten und die als Schöpfer des einmaligen Inspector Columbo berühmt wurden. John Ball (In der Hitze der Nacht) ist ebenso mit einer Geschichte vertreten wie seine Ehefrau Nan Hamilton. Und natürlich Robert Bloch, der Autor von Psycho.

Norman Bates ist einer meiner Lieblingspsychopathen und seinen Erfinder halte ich für einen der besten lebenden Autoren von schwarzen Krimis. Bloch, bekannt für seinen makaberen Humor („Ich habe das Herz eines kleinen Jungen; es steht in einem Glas auf meinem Schreibtisch„) ist in dem Sammelband mit einer seiner schockierendsten Kurzgeschichten vertreten Der letzte Auftritt. Sie handelt von einem kriminellen psychopathischen Bauchredner, der... Nein, mehr kann ich auf keinen Fall verraten. Aber ein kurzes Zitat vielleicht: „Und jetzt kam der Horror. Horror, das ist kalt und scharf, etwas, das von hinten kommt und sich im Nacken festkrallt“.(rororo thriller 2907).

Karl Wegmann