Einseitige Medien-betr.: Chemiewaffenfabrik in Libyen

betr.: Chemiewaffenfabrik

in Libyen

Der Streit um die Chemiefabrik in Libyen wirft einige Fragen auf. Ist es nicht eine innere Angelegenheit des libyschen Staates, was er auf seinem Territorium macht? Produzieren die USA nicht ein Vielfaches mehr an tödlichen Nervengasen, und beteiligen sich an deren Herstellung keine deutschen Firmen? Bombardiert sich Washington demnächst selbst? Liefern deutsche Firmen kein Ausrüstungsmaterial an Israel, das täglich drei Palästinenser ermordet?

Warum wird in deutschen Zeitungen Ghaddafi derart verteufelt und verzerrt dargestellt? Mir leuchtet nicht so recht ein, wieso Politiker wie Reagan besser dargestellt werden als Ghaddafi, obwohl es ja wohl eindeutige Beweise dafür gibt, daß der amerikanische Geheimdienst in aller Welt Menschen entweder direkt aus dem Weg räumt oder Mörderbanden unterstützt. War es nicht Reagan, der Befehl zum Töten gab, als er den Angriff auf Libyen vor einigen Jahren befahl? Es gibt hieb- und stichfeste Beweise, daß es Reagan war, der die Contras in Nicaragua finanzierte. Wer weiß nicht, daß diese Contras Frauen und Kinder brutal ermordeten und auch heute noch immer wieder Zivilpersonen einfach abknallen?

Es gibt klare Beweise, daß Reagan Waffen an den Iran lieferte. Im Iran werden täglich Regimegegner zu Dutzenden aus dem Weg geräumt. Der amerikanische Präsident und der libysche Revolutionsführer Ghaddafi unterscheiden sich dennoch beträchtlich. Während Reagan, vergleichbar dem damaligen französischen König, die Privilegien der Reichen der ersten Welt mit allen Mitteln der Unterdrückung verteidigt, versucht Ghaddafi analog einem französischen Robbespierre überall die Freiheitsbewegungen zu unterstützen. Das macht ihn bei den Adligen, den Besitzenden, zu denen auch die westlichen Presseleute gehören, so unbeliebt.

Ein Herr Reagan schert sich nur wenig um die Ungerechtigkeiten in Südafrika zum Beispiel, solange sein Geschäft läuft und seine Privilegien erhalten bleiben. Ghaddafi sieht das zwangsläufig anders. Das ganze Gezeter um die Chemiewaffenfabrik ist nichts anderes als ein weiterer Versuch, von den wichtigen Problemen dieser Welt abzulenken und ein Bollwerk zum Schutz der eigenen Privilegien der reichen Welt gegenüber dem Verlangen der Armen dieser Welt nach ein bißchen mehr Gerechtigkeit zu errichten.

Karlo Heppner, Wiesbaden