Asbest unterm Dach

■ BSAG will Straßenbahnwagen „vorsorglich“ sanieren

Wenn die Bremer Straßenbahn AG zum Pressegespräch lädt, geht es in der Regel um kartenverkaufsfördernde Publicity -Aktionen. Das Thema aber, über das die BSAG gestern informierte, ist eher dazu geeignet, das Nahverkehrsunternehmen in den Ruin zu treiben: Asbest -Altlasten in Straßenbahn-Waggons.

In 126 Waggons, die die Straßenbahn zwischen 1961 und 1967 angeschafft hat, wurde als Dachisolierung Spritzasbest verwendet. „Nicht in der Decke, die der Fahrgast sieht“, beruhigte BSAG-Sprecher Pietsch, „sondern in der Dachwölbung darüber.“ Durch die Alterung des Materials wurden jedoch Asbestfasern freigesetzt und traten in den Fahrgastraum. Deshalb ist die BSAG schon seit längerem dabei, die Innendecken abzudichten. Jetzt soll den eher provisorischen Maßnahmen eine grundlegende Sanierung der Wag-gons folgen. Das ganze kostet drei bis vier Millionen Mark und dauert mindestens ein Jahr. Notwendig wird die Sanierung auch, weil die BSAG ihre Waggons aus finanziellen Gründen 35 statt, wie ursprünglich geplant, 25 Jahre fahren lassen muß.

Eine gesundheitliche Gefährdung der Fahrgäste durch die Asbest-Waggons sieht die BSAG nicht und verweist auf die gemessenen Werte. Danach sind in den Fahrzeugen 800 Asbestfasern pro Kubikmeter Luft festgestellt worden. Das Bundesgesundheitsamt nennt als Orientierungswert für geschlossene Räume einen Wert von deutlich weniger als tausend Fasern.

Diese tausend Fasern des eindeutig krebserregenden Stoffes atmet auch ein, wer über eine belebte Kreuzung spaziert. Dafür sorgt der Abrieb der Asbestbremsbeläge an Autos. Immerhin: Die Bremsbelege der neuangeschafften Busse der BSAG sind asbestfrei.

hbk