Streik im Abwind?

■ Über die Hälfte aller TU-Institute haben den Streik inzwischen abgebrochen / Hoffen auf Rot-Grün / Wirbel um Klausuren bei FU-„WiWis“

Streikmüdigkeit macht sich unter den Studierenden der TU breit. Hatten die Streikenden noch in der letzten Woche mit Aktionstagen ihre Motivation zur Durchsetzung ihrer Ziele unter Beweis gestellt, so scheint sich jetzt an den meisten Fachbereichen der anstehende Urlaub der streikaktiven Geister bemächtigt zu haben. 13 Institute an der TU, das sind über die Hälfte haben den Streik mittlerweile abgebrochen. Vor allem bei den Ingenieurswissenschaften und den technischen Instituten ist der Universitätsalltag wieder eingekehrt. Ein Asta-Sprecher kritisierte, daß auch den noch streikenden StudentInnen die Durchsetzung ihrer fachbereichsspezifischen Forderungen wichtiger sei als die alle Studierenden betreffenden Forderungen.

Eine Fortsetzung des Streiks sei jedoch auch nach den Semesterferien geplant. In den Semesterferien könnten die Streikenden sich „regenerieren“ und neue Kräfte sammeln. „Danach, so die Prognose des StudentInnenvertreters, „geht's dann wieder voll weiter.“ Die TU-StudentInnen hofften auf eine rot-grüne Koalition, so der Asta-Sprecher. „Gerade im Hinblick auf das Hochschulrahmengesetz hat die SPD ja zugesagt, daß sie alles ausschöpfen werde, was das Bundesverfassungsgericht zuläßt.

Lage an der FU

Für heftigen Wirbel sorgte am Montag bei den WirtschaftswissenschaftlerInnen das Thema „Semesteranerkennung durch Klausurenschreiben“. In einer Vollversammlung diskutierten die „Wiwis“, ob sie die Klausuren schreiben oder sprengen sollten. Einige Studierende betonten, daß durch eine Verhinderung der Prüfungen im nächsten Semester über 1.000 StudentInnen in den Mathematikvorlesungen für WirtschaftswissenschaftlerInnen säßen, statt bisher über 500. Das würde eine Verschlechterung der Studienbedingungen bedeuten. Die Klausurgegner meinten dagegen, sie hätten gestreikt, um Forderungen durchzusetzen. „Billigklausuren“ kämen für sie deshalb nicht in Frage. In einer Urabstimmung, die noch bis Redaktionsschluß andauerte, wollen die Wirtschaftswissenschaftler über die Klausurenbehandlung abstimmmen.

Noch ungeklärt ist die Semesteranerkennung durch Scheinvergabe bei den JuristInnen. Auf jeden Fall sollten alle Leistungen, die vor dem Streik erbracht worden seien, anerkannt werden, so ein Sprecher der Jurastudent Innen. Im Gespräch sei auch eine Verlängerung des Semesters.

Nachdem die medizinischen Fachbereiche, sowie die StudentInnen der Pharmazie und Chemie den normalen Lehrbetrieb wiederhergestellt hatten, beschlossen am Montag auch die FU-MathematikerInnen die Aussetzung des Streiks. Eine knappe Mehrheit von 50,5Prozent hatte sich am Sonntag für die Fortsetzung ausgesprochen. Das war den StudentInnen des Fachbereichs zu wenig. Mit der Semesteranerkennung hätten sie keine Probleme, so ein Sprecher der MathematikstudentInnen. Wie im regulären Lehrbetrieb üblich, würden jetzt Übungszettel von den Professoren verteilt und von den Studierenden bereits bearbeitet werden.

TFH-Normal

An der TFH studieren alle StudentInnen wieder in gewohnter Weise, teilte ein Sprecher des TFH-Astas gestern mit. Trotz der Beendigung des Streiks, wolle man sich aber weiterhin mit der Durchsetzung der Forderungen beschäftigen. Auch seien Aktionen gegen die Wahl der „Republikaner“ geplant, die im Wedding fast zehn Prozent der Wählerstimmen bekommen haben.

Christine Berger