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Standbild: Gut und menschlich

■ Asylbewerber nicht erwünscht

(Doppelpunkt-Gespräch: Asylbewerber nicht erwünscht, 1.2.,19.30 Uhr, ZDF) Viele, viele gute Menschen sammelte das ZDF, um darüber zu diskutieren, ob AsylbewerberInnen nun erwünscht sind oder nicht. Keine Variante des Guten, Schönen, Menschlichen fehlte. Da war der junge smarte Mann aus dem Bundesvorstand der Jungen Union, der sich aufrecht dafür einsetzte, daß Artikel 16 des Grundgesetzes beibehalten werde. Die junge Studentin, die sich außer bei amnesty international auch bei verschiedenen anderen Flüchtlingsgruppen engagiert. Ein junger Mann aus Eritrea, der eloquent vom latenten Rassismus sprach, der einen ungeheuren psychischen Druck ausübe. Der iranische Kurde, der eindrucksvoll schilderte, wie seine Familie durch Giftgas umkam. Der Rechtsanwalt, der auf unnachahmlich juristische Art die Verfahrensweise der Bürokratie schilderte. Und der 74jährige Mann, der, wie er schilderte, „als Jude und politischer Flüchtling“ 1934 Deutschland verlassen mußte und im selben Atemzug die besondere Verpflichtung Deutschlands hervorhob, allen Flüchtlingen Asyl zu gewähren. Da war keiner, der nicht einsah, daß das deutsche Asylverfahren unmenschlich, der Ausländerhaß verwerflich und die Flüchtlinge selbst ehrenwerte Menschen seien.

So gut sind wir Deutschen also. Wo sind sie denn, all jene, die ihrem Rassismus latent oder offen frönen? Die gegen offene Grenzen wettern und „Fluten eindämmen“ wollen? Ach ja, die sind draußen, die hat das ZDF nicht im Studio. Von denen, die behaupten, daß „Ausländer ja auch Menschen sind, uns aber Wohnungen-Arbeit-Mädels wegnehmen“, distanzieren wir uns. Das sind nicht die richtigen Deutschen. Mit denen diskutieren wir nicht. Die präsentieren wir lediglich als Randgruppe. Draußen vor den ZDF-Türen.

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