Linke rücken von den Grünen langsam ab

■ Für Trampert sind die Grünen eine „etablierte Staatspartei“

Bonn (taz) - Die Hamburger Ökosozialisten blasen zum Rückzug von den Grünen, schrittweise, mit Gemach und Reiserücktrittversicherung. Rainer Trampert gab auf einem bundesweiten grünen „Linken-Treffen“ am Wochenende in Bonn bekannt, daß er als Kandidat für den grünen Bundesvorstand nicht mehr zur Verfügung stehe: Für eine derart „etablierte Staatspartei“ könne er nicht mehr sprechen. Tramperts Schritt rief im eigenen Lager Beifall, Kritik und Enttäuschung hervor. Den Eindruck, jetzt werde der Abgesang auf die Grünen angestimmt, korrigierte sein Parteifreund Thomas Ebermann: Es gehe jetzt um „doppelte Loyalitäten“ gegenüber linker Politik innerhalb und außerhalb der Grünen. Jenseits der Ökopartei will sich Ebermann für einen linken Zusammenhang einsetzen, der von „politisch bewußten Autonomen“ bis zu kritischen Gewerkschaftern die systemoppositionellen Kräfte umfaßt. Er ermunterte andere linke Strömungsvertreter zu kandidieren - und die fanden sich auch: darunter die Frankfurter Radikalökologin Manon Tuckfeldt und die Feministin Martha Rosenkranz. Jutta Ditfurth warnte die Berliner AL davor, sich von der SPD zu weitgehenden Zugeständnissen in Grundsatzfragen drängen zu lassen. „Die Koalitonsbesoffenheit der AL kann leicht zum Kater für die ganze Partei werden“, sagte sie. Auf einem Parallel-Strömungstreffen der Realos in Frankfurt mußten die Drahtzieher für ihr Taktieren bei der Wahl des Bonner Fraktionsvorstands - nach der Niederlage Schilys hatten sie keine anderen Kandidaten mehr vorgeschlagen - herbe Kritik einstecken. Diese „Alles-oder-nichts-Strategie“ werde den Realos auch bei der Wahl des Bundesvorstands nichts einbringen, schimpfte die Abgeordnete Vennegerts. Bestätigt wurde die Vorstandskandidatur von Ruth Hammerbacher aus Niedersachsen, deren Integrationskurs bei den Realos umstritten ist. Zum Ausgleich wurde der Schily-Mitarbeiter Udo Knapp für einen Beisitzerposten nominiert. Weitere Kandidaten: Norbert Mann, Erhard Müller und Jürgen Engel.

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