ÜBEN, ÜBEN, ÜBEN

■ Die Musicalrevue „It's A Great Little World“

Durchtränkt von fließender Trivialität präsentierte die Musikschule Neukölln in der Hochschule der Künste eine gelungene Parodie auf die Kunstgattung Musical. Ein unbeholfener Jüngling rutschte hingebungsvoll vor einer trällernden Sektretärin auf den Knien und kam erst später in der Kostümierung eines strahlenden indischen Prinzen zum Zuge.

Drohte die geistige Ebene sowie die räumliche Distanz zwischen Darstellenden und Publikum unendlich groß zu werden, baute das Ensemble durch possierliche Einfälle eine Brücke aus Heiterkeit. In einer Galerie als marmone Figuren angeordnet, verharrte es anfangs bewegungslos. Nachdem die vorherige Verhüllung aus weißen Laken weggezogen, sie selbst abgestaubt und zum Leben erweckt wurden, stracksten und hobsten die Tänzer und Tänzerinnen lächelnd über das Parkett. Nachdem das Ensemble Verwandlungen durchgemacht hatte, begeisterte es „vollends“ in der Rolle der letzten ägyptischen Einhörner, die mit wehendem Schweif und goldener Mähne glücklich wiehernd über die Bühne galoppierten.

Das künstlerische Niveau der „Gershwin Revue“ blieb peinlich. Zwar war die Bühnenausstaffierung mit goldenen Luftballons, zartgrünen Chinaschirmen, Lametta, Plastikrosen und phantasiereichen Kostümen verziert; doch fehlte der choreographischen Zusammenstellung eine ästhetische und bedeutsame Substanz und dem Ensemble elementare Tanztechniken. Der Gesang, transportiert in tiefere Lagen, hätte sicherlich Ohrensausen vereitelt. Seherische Weisheit schien einzig angekündigte Bigband zu besitzen; diese blieb der Vorstellung gleich fern und wurde durch Klavierbegleitung ersetzt.

Das Musicalstudio der Musikschule Neukölln nimmt für sich in Anspruch, „einmalig für den Bereich der Musikschulen in der Bundesrepublik und Berlin (West)“ zu sein, wie es im Programmheft (für nur eine Mark) nachzulesen ist. Bleibt zu wünschen, daß es diesen Traum noch verwirklicht.

Elke Praßmann