Deja Vu

 ■ t a z - I N T E R N

Auf einer Redaktionsversammlung unserer Zeitung wurde am vergangenen Montag abend mit Mehrheit beschlossen, dem freien taz-Mitarbeiter Torsten Alisch künftig keine Aufträge mehr zu erteilen oder von ihm angebotene Texte zu veröffentlichen. Die Kulturredaktion des Berliner Lokalteils hatte am vergangenen Freitag einen Artikel von Alisch ins Blatt genommen, in dem sich der Schreiber in rassistischer Manier über das „Black International Cinema Berlin“ ausbreitet. Kostprobe: „weiße Nigger mit scheißebrauner Hautfarbe wie Michael Jackson...“

Die taz-Redaktion entschuldigt sich hiermit bei allen LeserInnen für die Veröffentlichung dieses Beitrags. Alischs Intention war es nach seiner Darstellung, eine bürgerliche „black culture“ anzugreifen. Die taz-Redaktion ist aber nicht bereit, einen Diskussionsstil zu akzeptieren, der sich rassistischer Ressentiments und Begriffe bedient, wenn es um gesellschaftliche Auseinandersetzungen und politische Linienkämpfe geht. Dies festzuhalten ist gerade in Hinblick auf die im Dezember ausgesprochenen Entlassungen gegen zwei Redakteurinnen, die antisemitische Texte durchgehen ließen, immer noch notwendig. Daß ein solcher menschenfeindlicher Text nach der Entlassungs-Debatte in der taz erscheinen konnte, ist umso schlimmer, als der ganze Vorgang ein Nachtreten zu den mit großer Mehrheit im Dezember ausgesprochenen Kündigungen ist. Die rassistische Provokation war auch Mittel zum Zweck. Zwei Diskussionen wurden hier miteinander vermischt und auf Kosten Dritter in diesem Fall Schwarzer - ausgetragen.

Einige Mitglieder der „Initiative Schwarzer Deutscher“, die an der Diskussion am Montag abend teilnahmen, werden in den nächsten Tagen im Berliner Lokalteil auf den Alisch-Artikel und die nachfolgende Auseinandersetzung in der taz eingehen. Damit - und mit der „Kündigung“ Alischs - ist die Geschichte für uns nicht vom Tisch. Die taz-Redaktion hat am Montag beschlossen, eine Auseinandersetzung mit den verantwortlichen RedakteurInnen des Alisch-Textes zu organisieren. Die Ergebnisse dieser Auseinandersetzung müssen gewährleisten, daß solche Artikel in der taz in Zukunft nicht mehr möglich sein können.

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