Erfahrener Frontdiplomat

John Dimitri Negroponte wird neuer Botschafter der Vereinigten Staaten in Mexiko  ■ P O R T R A I T

„Armes Mexiko! So weit entfernt von Gott und so nah den Vereinigten Staaten“, jammert der mexikanische Volksmund. Doch der Teufel steckt nicht nur jenseits des Rio Bravo, er hat auch eine Festung mitten in der größten Stadt der Welt. Dort, in der US-Botschaft von Mexiko-Stadt, zieht ein neuer Hausherr ein: John Dimitri Negroponte.

Mexikos Rechtsopposition, die PAN, wirft Negroponte die Verwicklung in Menschenrechtsverbrechen vor; die linksoppositionelle FDN hält ihn für einen „Experten in der Bekämpfung von Befreiungsbemühungen in Lateinamerika“, und auch in der regierenden PRI ist der Mann umstritten. Gegen das Votum des Parlaments stimmte nun die mexikanische Regierung der Akkreditierung des neuen US-Botschafters zu.

Negroponte ist ein erfahrener Frontdiplomat. Als Vertrauensmann von Exaußenminister Kissinger leitete er in Saigon die politische Abteilung der US-Botschaft während des Vietnamkriegs. Nach dem Rückzug aus Indochina brach Negroponte mit Kissinger, der die „Demütigung der Vereinigten Staaten durch ein unterentwickeltes kommunistisches Land“ hingenommen habe.

Nach einem Intermezzo in Ecuador und Griechenland war Negroponte von 1981 bis 1985 nominell als Botschafter faktisch als Prokonsul - in Honduras im Einsatz. Zu dieser Zeit bauten die USA dort die mehrere tausend Mann starke Contra-Truppe auf. Der innenpolitische Partner Negropontes war der vor zwei Wochen ermordete honduranische Armeechef Gustavo Alvarez. Der rechtsradikale General, der eigentliche Machthaber des Landes, baute Todesschwadronen auf und ließ über 140 Oppositionelle verschleppen und ermorden. Alvarez sei zwar ein harter, aber ein effizienter Offizier, entschuldigte ihn Negroponte 1983 in einem Interview, und „damals organisierte sich in Honduras eben die marxistische Guerilla“. Die angesehene konservative mexikanische Tageszeitung 'Excelsior‘ schrieb, Negroponte habe in Honduras gemacht, was er wolle, und sie befürchtet, in Mexiko werde er dasselbe tun.

thos