Fucking good time

■ Heavy Petting: Die amerikanische Aufklärungsrolle

Nennen wir sie Barry, Bob, Ruth, Robert und Edith. Sie sitzen auf einem roten Plüschsofa und erzählen aus ihrem Leben. Die Kamera surrt, das Mikrofon zwitschert, Erzählen -Sie-uns-doch-mal-wie-das-so-war-mit-Ihrem-Sex-vor-zwanzig

-Jahren-Fragen kommen schön deutlich aus dem Off, dann ein verlegendes Grinsen und ein verschämtes Erröten auf den Mitt -Vierziger-Gesichtern, obwohl Heavy Petting schön avantgardistisch ausschließlich auf Schwarzweißmaterial gedreht wurde. Die Technik ist einfach: kleine Film -Schnipsel aus rührenden Hexy-Sexy-Sixties-amerikanischen -Soap-Operas, dazwischen geschnitten die ganz privaten und immer verschämten Ich-war-auch-ein-Teenie -Lebenserinnerungen von Barry, Bob, Ruth, Robert und Edith. Dazwischen auch Werbung.

Die Amerikaner hatten keinen Oswalt Kolle in den 60ern und auch keine Als-die-Liebe-laufen-lernte-Aufklärungsrolle in den 80er Jahren wie wir Deutschen. Aber auch vor der amerikanischen Schlafzimmerkulisse wird in Aufklärungsfilmen auf Flokati-und Veloursteppichen modellmäßig geliebt und verhütet. Allerdings irgendwie lustiger, amerikanischer eben.

Es gab aber auch Mini-Röcke, Perlonstrümpfe, und den ersten Lippenstift aus Mutters Necessaire. Es gab Träume, Fantasien, Verzweiflungen, Enttäuschungen und - aus heutiger Sicht - ein Panoptikum an zur Schau gestellten Peinlichkeiten. Ja, das war eine heiße Zeit. Sagen die Fünf auf dem Plüschsofa.

Daß es sich bei Heavy Petting um die amerikanische Version der Aufklärungsrolle handelt, macht den Film auch nicht besser. Auch nicht lustiger. Nur eben amerikanischer eben.

Regina Keichel

Heavy Petting, USA 1988, 80 Minuten