Männermut unterm Pathanenhut

Heinz Mitlitzki im Pathanenkäppchen am Grenzübergang bei Torkam, ein dreifach donnernder Raketeneinschlag klingt noch aus der letzten Fastnachtreportage im Ohr. Wo sonst noch posieren gestandene ZDF-Korrespondenten auf einem Stapel Rakentensprengköpfen und verkünden bei Kriegsende mit mühsam unterdrücktem Pathos - in erster Linie über das eigene Reiseerlebnis - „Afghanistan, hier geht ein Abenteuer zu Ende“. Kriegsschauplätze gelten hierzulande längst nicht mehr als Orte, an denen wahrer Mannesmut sich noch erproben darf. Anders in Afghanistan, dort werden sie mit Allahs Hilfe wieder zu dem, was Männerwelt außer Fußball noch zusammenhält.

Selbst bei der alltäglichen taz-Konferenz entbrennt Interesse nicht etwa an Fragen nach einer zukünftigen afghanischen Regierungskonstitution, sondern an Bildern, die noch vom Abzug der GIs aus Vietnam in Erinnerung sind. Erst wenn auch der letzte Sowjet-Soldat an den Kufen der ausfliegenden Hubschrauber pendelt, wäre das Weltbild wieder ins Lot gebracht. Und wenn schon die Lust nach Wiederholung drängt, warum dann nicht gleich die Reportage von damals abdrucken? Vorerst jedoch wetzt sich die Phantasie am Topos von der Nacht der langen Messer, müssen wir uns mit Szenen aus Peshawar vom „chaotisch regellosen“ Reiterspiel der Gotteskrieger begnügen. Beim Kampf ums tote Kalb schlachtet ein jeder zügellos seinen Vorteil aus, so jedenfalls hat es der ZDF-Korrespondent begriffen. Die Russen indes, mit viel Sinn fürs Sujet, haben schon einen anderen Abgang vorgesehen. Ohne Blick zurück wird als letzter Soldat der Oberbefehlshaber die Brücke in die Heimat überqueren. Sie sind doch klüger, als man denkt, jene Silvester-Stallone -Produzenten, die Rambo mal in Vietnam nach vermißten Veteranen stöbern, mal im Heli überm Hindukusch ins Trudeln geraten lassen. Nicht nur die Lust aufs Szenario verstehen sie zu stillen, auch noch die auf die Wiederholungsszene.

Wie unheimlich war es den Feministinnen, als ausgerechnet Doris Lessing in der streng patriarchalischen Gesellschaft afghanischer Flüchtlinge den Ort ausmachte, wo Männer ihre Frauen noch in Ehren halten. Wie unheimlich wird es erst, wenn ausgemachte Pazifisten an der Kehrseite dieser Attitüde: an der im Krieg erworbenen Mannesehre, wieder Geschmack finden sollten. Dabei treffen sich inzwischen selbst der Camel- und der Marlboro-Mann nur noch zum Zähneputzen in der Wildnis - oder sollte hier etwa der Tomahawk begraben liegen?

sl